Im Club mit … Dr. Carsten Brosda


Dr. Brosda, können Sie sich an ihr erstes Konzert in Hamburg erinnern?

Ja. Meine Jugend habe ich woanders verbracht. Als ich hierher kam, hatte ich schon das Alter erreicht, in dem man morgens in der Regel noch weiß, was man am Vorabend gemacht hat…

Wo gehen Sie gerne hin, wenn sie in Hamburg ausgehen?

In Clubs natürlich, in denen es gute Livekonzerte gibt. Und in die Theater. Und in die Konzerthäuser. Und in die Museen und Galerien. Manchmal auch einfach nur in ein nettes Restaurant. Das Leben als Kulturstaatsrat ist bunt.

Wie würden Sie die Hamburger Clublandschaft beschreiben und wie sehen Sie deren Zukunft?

Als ganz besonders vielfältig und lebendig. Das klingt so leicht daher gesagt, aber es stimmt. In Hamburg gibt es viele, die über ein ganz außerordentlich gutes Gespür und eine besondere Leidenschaft für Musik verfügen. Das stimmt mich zuversichtlich im Hinblick auf die Zukunft unserer Clubs, denn es braucht genau diese Eigenschaften, um großartige Programme zusammenzustellen und spannende Künstler und Künstlerinnen einzuladen.

Es folgen einige Vorschläge der bisher Interviewten, welche Projekte in der Hamburger Kulturpolitik angegangen werden sollten: Mehr subventionierte Proberäume, Förderung von Nachwuchs-Musikbühnen, Förderung von Band AGs in Schulen, Bürokratische Hürden für Kulturinstitutionen abbauen. Ihre Einschätzung dazu, was wird schon gemacht, was könnte man realisieren?

Wenn wir eine echte Musikstadt sein wollen, dann müssen wir uns um eine ganze Bandbreite von Aufgaben kümmern. Und da läuft schon einiges. In Sachen Förderung zum Beispiel haben wir den Live Concert Account, über den wir gemeinsam mit der Clubstiftung hier gezielt die Livemusikclubs fördern. Außerdem unterstützen wir mit der Hamburger Labelförderung Nachwuchskünstler und haben gerade einen Musikstadtfonds mit jährlich 500.000 Euro zusätzlichen Mitteln eingerichtet, um Musikprojekte möglich zu machen. Aber natürlich geht es nicht nur um Förderung, sondern auch um die richtigen Rahmenbedingungen. Hier müssen wir gemeinsam darauf achten, dass eine wachsende Stadt auch künftig die Freiräume hat, in denen die „Läden, Schuppen, Kaschemmen“ entstehen können, wie das Christoph Twickel mal beschrieben hat. Das bleibt eine dauernde Aufgabe. Das gelingt nur, wenn wir im Gespräch sind und bleiben.

Hamburg präsentiert sich als Musikstadt – welche Bedeutung haben für Sie in diesem Zusammenhang die Musikclubs der Stadt?

Eine große. Die Clubszene ist eine in dieser Breite und Dichte eine echte Besonderheit. Sie ist letztlich das Pendant zur Elbphilharmonie. Eine echte Musikstadt braucht diese beiden Pole und ihre kreative Spannung. Dazwischen können sich ganze Universen an Möglichkeiten öffnen, wenn wir es richtig anstellen. Auch das Reeperbahnfestival – mittlerweile einer der wichtigsten Musiktreffpunkte in Europa – gehört dazu. Viele, die nach Hamburg kommen, insbesondere wenn sie jung sind, erleben prägende Momente in den Clubs. Hier entsteht ein Bild der selbsternannten „schönsten Stadt der Welt“, das auch mal ein bisschen wilder und rauer sein kann.

Am 19. Januar erwarten wir Sie bei der Preisverleihung des 7. Hamburger Club Award. Was erwarten Sie von einer solchen Veranstaltung?

Gute Musik, spannende Begegnungen, Intensität. Also all das, was einen guten Club-Abend ausmacht. Es ist gut, dass die Hamburger Livemusikszene zusammenkommt, um die Leistungen der Clubs und ihrer Macher zu würdigen.


Über die Person

Dr. Carsten Brosda ist seit 1. März 2016 Staatsrat für Kultur, Medien und Digitales der Freien und Hansestadt Hamburg und kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. An der Universität Dortmund studierte er Journalistik und Politikwissenschaft. Nach verschiedenen Positionen auf Bundesebene kam er 2011 nach Hamburg und war 5 Jahre lang Leiter des Amts Medien in der Hamburger Senatskanzlei.

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