Im Club mit … Das Bo


Jeden Monat sprechen wir mit einer Hamburger Band oder einem / einer KünstlerIn über die hiesige Clublandschaft. Im Juni 2017 mit: Das Bo. Alle Interviews erscheinen auch im Clubplan Heft und in der Clubplan App. Alle vergangenen Ausgaben stehen in unserem Archiv.

Im Club mit ... Das Bo
Credit: Thomas Koch

Bo, im Januar bist du als Überraschungsgast beim Club Award aufgetreten. Welchen Hamburger Club würdest du auszeichnen und warum?

Das Bo: Ich würde das Docks auszeichnen. Der Laden ist ja eine Institution, wir sind da als Kids schon immer auf Konzerte gegangen. Irgendwann wirkte er dann etwas heruntergekommen, mit den ganzen 99-Cent-Parties und so. Aber die neue Geschäftsführerin Susanne Leonhard, die das Docks vor ein paar Jahren übernommen hat, hat da richtig geil aufgeräumt. Sie steckt da viel Herzblut rein, deswegen bin ich mittlerweile echt gerne dort. Ich habe Leo übrigens den Sprayer für die Graffitis an den Innenwänden vermittelt.

Du bist in Hamburg geboren. Mit welchem Laden verbindest du die meisten Erinnerungen?

Das Bo: Auf jeden Fall mit dem alten Mojo-Komplex. Da sind wir immer gelandet, egal was vorher oder nachher war. Ich habe da viele Konzerte gesehen und 1993 hatten Tobi und ich sogar unseren ersten Auftritt im Jazz Café. Das Mojo war einfach eine Art Biotop: Man hat immer coole Leute getroffen, es herrschte ein entspannter Vibe, es gab die unterschiedlichsten Styles an Musik und im Hinterzimmer konnte man auch einfach hocken, einen Cocktail schlürfen und sabbeln.

Wo trifft man dich heute?

Das Bo: Ich bin eher so der Streuner. Wenn ich etwas interessant finde, gehe ich hin – egal wo. Man trifft mich im Mojo, im Docks, im PAL und im Moiré, im Kleinen Donner, im Golem oder im Uebel & Gefährlich. Ich mache das eher von der Veranstaltung anhängig als vom Club. Immer in den gleichen Laden abzuhängen, da, wo man erwartet wird, ist überhaupt nicht mein Ding. Ich lande lieber mal in einem rotzigen Techno-Schuppen, als dass ich ständig in die gleichen HipHop-Clubs gehe.

Was macht einen guten Club aus?

Das Bo: Da gibt es drei zentrale Punkte: Erstmal muss Anlage natürlich geil sein. Außerdem müssen Programm und Booking stimmen. Ich finde es immer geil, wenn ein Club nicht zu sehr auf einen Sound eingefahren ist und man auch dann positiv überrascht wird, wenn man vorher nicht weiß, was einen erwartet. Und der dritte Punkt: Das Team und die Tür. Wenn man an der Bar blöd behandelt wird oder die Tür ätzend ist – nein danke!

Wie würdest du die Hamburger Clublandschaft insgesamt beschreiben?

Das Bo: Was HipHop betrifft, kommt sie so langsam wieder in Schwung. Eine zeitlang wirkte das alles sehr eingeschlafen, aber mittlerweile sind da Leute, die loslegen und geile Läden aufziehen. Der Kleine Donner zum Beispiel oder das Golden Cut. Was ich an der Hamburger Clublandschaft generell gut finde: Es gibt hier nicht die extrem spezialisierten Clubs. Man findet zwar alles, aber anders als in Berlin ist das Angebot nicht so groß, dass es inzestuös wird und jede Szene für sich bleibt. Da finden schon viele Überschneidungen statt – und das ist ja eigentlich das schönste. Wenn’s bunt gemischt ist und man die unterschiedlichsten Leute trifft.

Mal angenommen du wärst Kultursenator, was würdest du ändern?

Das Bo: Mir kommt es immer vor, als gäbe es in Hamburg kaum Kulturfördergelder. Die Leute von 0711 aus Stuttgart haben von der Stadt Räume bekommen und ich habe einen Kumpel in Wuppertal, der regelmäßig Club-Konzepte vorlegt und dafür Fördergelder kriegt. Entweder ist das in Hamburg komplett an mir vorbei gegangen, oder es findet wirklich nicht statt. Also ich würde den Pott aufmachen und sowohl Musiker als auch Clubs mehr fördern!

Am 15. Juni trittst du im Schanzenzelt auf. Was können die Leute von Das Bo +4 erwarten?

Das Bo: +4 ist meine Live-Band. Die feiere ich gerade total ab, weil ich das Gefühl habe, ich sei auf einmal in der Hochkultur angekommen (lacht). Mit Band zu spielen ist einfach ein ganz anderes Gefühl, viel organischer. Es hat eine andere Wertigkeit. Ich bin bei der Release-Party meiner EP im März das erste Mal mit den Jungs aufgetreten und das war schon geil. Im Schanzenzelt wird’s bestimmt noch besser, weil ich nicht mehr diese Entjungferungspanik habe.

Du hast im Laufe der letzten 20 Jahre etliche Shows in Hamburg gespielt. Welche wirst du nie vergessen?

Das Bo: Den allerersten Auftritt mit Tobi im Jazz Café, von dem ich eingangs sprach. Das war so eine Art Freestyle, sehr abstrakt. Es gibt da auch eine Aufnahme von, aber leider ist die verschollen. Fett waren auch die beiden Konzerte mit Fünf Sterne Deluxe im Docks. Wir waren noch ganz am Anfang und dann zweimal das Docks vollgemacht – das war geil.

Angeblich soll es im Herbst ja ein neues Album von Fünf Sterne Deluxe geben…

Das Bo: Wir sind gerade im Studio! Und ich kann nur sagen: Eijeijeijei! Wir wussten ja selber nicht, was uns erwartet und der Anfang war echt schwierig. Aber inzwischen fühlt es sich an, als hätten wir nie aufgehört. Es hat einfach wieder Klick gemacht und die Fünf-Sterne-Flash-Abteilung in unseren Gehirnen wurde wieder geöffnet.

Es ist genau 20 Jahre her, dass ihr die Band gegründet habt. Angenommen ihr würdet eine große Party schmeißen – welche Bands würdet ihr einladen und wo würde das Ganze stattfinden?

Das Bo: Unsere Stile und Einflüsse sind so breit gefächert, das kann ich gar nicht sagen… Wir würden einfach alle einladen. Jeder, der will, kann spielen. Wir bräuchten also mehrere Räume und das Ganze würde drei oder vier Tage gehen. Mit gutem Essen, einem Emo-Raum mit spirituellen Sachen, Klanginstallation, Meditation und so Zeug. Ein buntes Fünf-Sterne-Festival.

Hast du noch ein letztes Wort für die Hamburger Clubgänger?

Das Bo: Auch mal ein Wässerchen trinken! Nach hinten raus macht sich das bezahlt.

ZUR PERSON

Mirko Alexander Bogojević, besser bekannt als Das Bo, wurde 1976 in Hamburg geboren. Gemeinsam mit Tobi Tobsen gründete er Mitte der Neunziger die Gruppe „Der Tobi & das Bo“, aus der schließlich Fünf Sterne Deluxe entstanden. Im Laufe der Jahre feierte Das Bo sowohl solo („Türlich, Türlich“) als auch mit Fünf Sterne Deluxe Erfolge, er absolvierte Gastauftritte bei den Absoluten Beginnern, Deichkind und Jan Delay, war Jury-Mitglied der zweiten X-Factor Staffel und arbeitete für die Sky Fußballshow Samstag Live. Aktuell arbeitet er mit Fünf Sterne Deluxe an einem neuen Album.
https://www.dasbo.de

ZUR MUSIK

Die aktuelle EP von Das Bo – er selbst nennt es clever ein „Halbum“ – trägt den Titel „Auf jeden Fall vielleicht“ und entstand gemeinsam mit seiner formidablen Live-Band +4. Die fünf Tracks bewegen sich zwischen coolem HipHop, lässigen Funkeinflüssen und sogar ein bisschen Rocktouch – siehe „Rapshit (D.A.S.)“. Dazu gibt’s natürlich typisch „boetische“ Texte.

DAS BO +4 live

Datum: 15. Juni 2017
Ort: Schanzenzelt
Einlass: 19.00 Uhr | Beginn: 20.00 Uhr
Tickets: 22,00 Euro (bei TixForGigs)

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