Im Club mit: Christina Schäfers


Welcher ist dein Hamburger Lieblingsclub und warum?

Ich mag die Kombination aus Clubs rund um die Reeperbahn & lass mich gerne treiben. Wenn man, wie beim Reeperbahn Festival, zwischen großen und kleinen, abgefuckten und nigelnagelneuen, lauten und leisen Locations hin- und her mäandern kann, bin ich in meinem Element.

Du bist Head of Arts Programme für das Reeperbahn Festival – worauf können sich die Besucher*innen in diesem Jahr freuen?

Im Village auf dem Heiligengeistfeld entsteht ein Arts Playground: ein Künstlerdorf aus ehemaligen Seefracht-Containern verwandelt das Heiligengeistfeld für vier Tage in eine Spielwiese aus Musik, Malerei, Tanz, Film und allem dazwischen.

Thematischer Fokus: Die Stadt und ihre Räume. Welche Impulse macht eine urbane Umgebung lebenswerter? Wie lassen sich diese künstlerisch realisieren? Welche Medien stellt der öffentliche Raum vor dem Hintergrund permanenter Veränderung dafür bereit? Die Dynamik des öffentlichen Raums im 21. Jahrhundert mit all seinen Facetten und Grenzen, ist Gegenstand von Ausstellungen und 3D-Collagen, Bildern und Bewegtbild, interaktiven Interventionen und Installationen, die auf dem ganzen Feld erlebt werden können.

Du leitest außerdem das Keychange-Programm – kannst Du uns mehr über dessen Ziele verraten?

Ausgeglichene Line-Ups bis 2022 auf allen Festival- und Konferenz-Bühnen sowie gerecht besetzte Gremien in der Industrie und den Medien – so lautet, kurz gesagt, eines der Ziele der Initiative.

Welche Programmpunkte zu Keychange wird es auf dem Festival geben?

Ein Highlight sei hier herausgepickt: Am Donnerstag, d. 19.09. um 16:00 Uhr diskutieren Kate Nash und Lauren Barri Holstein mit Leyla Yenirce über das Thema „Feminism Sells“ – Wohin führt die Vermarktung weißen Feminismus? Wer profitiert davon? Wer nicht? Welche Körperideale werden erzeugt? Hat sich die Situation nicht männlicher Künstler*innen und Akteurinnen in der Musikindustrie verbessert? Und gilt das auch für nicht weiße/ nicht heterosexuelle Künstler*innen? Welche Ausschlusskulturen werden (re-)produziert? Wo liegen aber vielleicht auch wirklich Potentiale?

Wie würdest du den Status Quo in Hinblick auf Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in der Hamburger Musikwirtschaft beschreiben?

Den würde ich als >in Bewegung geraten< beschreiben. Während wir vor zwei Jahren noch relativ weit ausholen mussten, um das Anliegen von Keychange zu erläutern, können wir heute stärker davon ausgehen, dass das Thema bereits diskutiert und erste Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in die Wege geleitet werden.

Dein programmatischer Geheimtipp für dieses Jahr?

Irgendwo im Getümmel wird Heinz Strunk kein neues Buch, sondern Fotos vorstellen. Von ihm. Denn der Szeneliterat gesellschaftlicher Endstationen brilliert nicht nur als Autor, Musiker und Anwalt der Abgestürzten, sondern auch als Erotikmodel. Aber keine Sorge, nichts Hartes. Softerotik ist das Gebot der Ausstellung, geschmackvoll inszeniert von Meisterfotograf Dennis Dirksen.

Hast Du noch ein letztes Wort für Hamburgs Clubgänger*innen?

Seid nett zueinander! 


Christina Schäfers:

Christina ist froh, dass es beim Reeperbahn Festival um mehr geht, als Konzerte gucken und Bier trinken. Dabei hat sie grundsätzlich nichts gegen Bier und Konzerte und sie mag auch die Kombi. Festivals aber bergen die Chance, eine Plattform für interkulturellen und interdisziplinären Austausch zu sein: Ort und Zeit, um den Horizont zu erweitern, Impulse zu setzen und Denkanstöße zu liefern, damit kreative und kluge Menschen gern gemeinsam die Musik und damit die Gesellschaft von Morgen gestalten.

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