Gutachten zur Schallsituation untermauert Bedarf für Schallschutzfonds


Der Bauboom und die zunehmende Nachverdichtungen in Hamburg führen vermehrt zu negativen Auswirkungen auf die Hamburger Musiklandschaft, insbesondere in Szene- und Ausgehvierteln. Ob Proberaumbunker in der Otzenstraße, Prinzenbar, Lehmitz oder Molotow – häufig werden im direkten Umfeld von jahrelang existierenden Musikspielstätten Neubauten errichtet, von denen immer öfter Lärmbeschwerden ausgehen.

Lärm-Banner am DOCKS im Fokus auf dem Reeperbahnfestival
DOCKS Lärm-Banner im Fokus auf dem Reeperbahnfestival © Kevin Winiker

Die betroffenen Musikspielstätten haben in der Regel die Kosten für Schallgutachten und etwaige Lärmschutzmaßnahmen zu tragen. Diese Situation ist für Kulturstätten häufig wirtschaftlich existenzbedrohend. Um die Handlungsspielräume und Größenordnungen zu eruieren, wurde erstmalig eine gutachterliche Bestandsaufnahme zur Beurteilung der Situation vor Ort in Auftrag gegeben. Mit Sondermitteln der Bezirke Hamburg-Mitte und Altona konnten in insgesamt sieben Musikspielstätten die Schallsituation fachkundig untersucht werden. Die Clubstiftung bezuschusste diese Erhebung mit Spendenmitteln aus dem FairTix-Ticketing.

Das Gutachten der beauftragten Firma Lärmkontor GmbH beinhaltet Beschreibungen und finanzielle Einschätzungen möglicher Schallschutzmaßnahmen zur Minderung von Lärmkonflikten. Die Messungen wurden während der typischen Betriebsnutzung durchgeführt. In der Bewertung weisen alle untersuchten Musikclubs Potenziale für bauliche Maßnahmen zur Schallabschirmung auf. Allein die Materialkosten für Maßnahmen in sieben Clubs belaufen sich in Summe auf rund 280.000 €. Hinzu kämen Kosten für Handwerker und Architekten. Diese Investitionsbedarfe übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Musikspielstätten um ein Vielfaches.

Susanne Leonhard, Geschäftsführerin Docks/Prinzenbar und stellvertretende Vorsitzende des Clubkombinat kommentiert: „Die Lärmkontor-Lärmgutachten zeigen: Wir können viele Lärmkonflikte lösen, die durch die verdichtete Stadt entstehen. Dafür sollten Politik und Clubszene jetzt gemeinsam einen Hamburger Lärmschutzfonds ins Leben rufen und umsetzen.

Das Clubkombinat platzierte bereits im Rahmen der Kampagne „FutureMusicCityHH“ die Forderung nach einem Schallschutzfonds auf Landesebene. Der Zusammenschluss der Hamburger Musikspielstätten und Veranstalter hat inzwischen ein Eckpunkte-Papier veröffentlicht, in dem unter anderem ein Antragsverfahren für einen Schallschutzfonds und das Vorgehen bei der Mittelvergabe vorgeschlagen werden. Als Vorbild diente das Land Berlin, welches im vergangenen Jahr erstmals 1 Million Euro für einen Schallschutzfonds bereit gestellt hat.

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