Energiekosten: Kleine Musikclubs übermäßig belastet
LiveMusikKommission und Netzwerk Zukunft Feiern präsentieren Ergebnisse des Clubmonitorings zu Energieeffizienz und Klimaschutz in der Livemusikszene
Kleine Musikclubs in Deutschland stehen unter massivem finanziellem Druck. Grund dafür sind überdurchschnittlich hohe Energiekosten im Verhältnis zu größeren Spielstätten. Zu diesem Ergebnis kommt die erste bundesweite Umfrage von energiebezogenen Kennzahlen in Musikclubs, die der Bundesverband der Musikspielstätten (LiveKomm) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Zukunft Feiern erhoben hat.
Erfasst wurden unter anderem Stromverbrauch, Fläche, Maximalkapazität und Veranstaltungsanzahl. Die daraus errechneten Durchschnittswerte liefern eine fundierte Grundlage für nachhaltige Transformationsprozesse in der Livemusikszene – erstmals mit branchenspezifischen Daten. Bisher wurden Musikspielstätten in Energieberatungen mit der Gastronomie verglichen, obwohl ihre Betriebsstruktur grundlegend anders funktioniert als beispielsweise Großküchen.
Kleine Clubs zahlen drauf
Besonders betroffen sind kleinere Clubs mit einer Kapazität unter 200 Personen. Sie verzeichnen im Verhältnis zur Veranstaltungsanzahl und Fläche einen drei- bis viermal höheren Energieverbrauch als größere Venues. Der Grund: Eine energetische Grundlast, etwa durch Getränkekühlung, Musikanlage, Licht- und Lüftungstechnik, fällt unabhängig von der Gästezahl an und skaliert nicht proportional mit dem Clubformat oder der Fläche.

“Diese finanzielle Mehrbelastung gefährdet das wirtschaftliche Überleben vieler Kulturbetriebe und damit die kulturelle Vielfalt der Clublandschaft.”, sagt Jette Krauß vom Clubkombinat Hamburg. „Die Headliner*innen von morgen stehen auf den kleinen Bühnen von heute. Doch ohne gezielte Förderung drohen viele dieser Orte zu verschwinden.“
Größere Konzerthallen und Arenen haben also deutlich geringere Energiekosten pro Gast und Quadratmeter und erwirtschaften durch höhere Ticketmargen mehr Gewinn. Jette Krauß macht deutlich: “Kleine und mittlere Venues sind enorm unterfinanziert. Mit den aktuellen Preissteigerungen ist ihr Geschäftsmodell kaum noch tragfähig. Ohne öffentliche Investitionen sind kulturelle Teilhabe und Vielfalt akut gefährdet.”
Fehlende Finanzierung für eine notwendige Transformation der Livemusikszene
Die wirtschaftlich angespannte Lage der vergangenen Jahre hat auch in der privatwirtschaftlich organisierten Kulturszene zu einem Investitionsstau geführt, der sich nun durch ineffiziente Haustechnik und sanierungsbedürftige Gebäude zeigt, die wiederum die Kostenspirale antreiben.
Im Juni 2025 läuft zusätzlich die Projektförderung der Initiative Musik für das Netzwerk Zukunft Feiern aus. Das Projekt unterstützte bundesweit Clubs und Festivals auf ihrem Weg zu einem nachhaltigeren Kulturbetrieb durch zahlreiche Beratungsangebote, kostenlose Schulungen und Vernetzungstreffen. Das Auslaufen der Projektförderung trifft die Szene gerade in einer Zeit, in der finanzielle Herausforderungen zunehmen und eine langfristige strukturelle Unterstützung für die nachhaltige Transformation der Livemusikszene unerlässlich ist.
Die LiveKomm fordert daher die Einrichtung eines revolvierenden Investitionsfonds für die Livemusikszene. Dieser soll gezielt energieeffiziente Maßnahmen in Clubs und auf Festivals finanzieren. Durch die eingesparten Energiekosten kann eine Refinanzierung langfristig ermöglicht werden. Vor allem kleinere Spielstätten, die für eine vielfältige und zukunftsfähige Clubszene unerlässlich sind, würden so entlastet.
Clubkultur als nachhaltiger Leuchtturm
„Kulturstaatsminister Weimer spricht sich für Investitionen in kulturelle Infrastruktur aus und betont mit Blick auf die Biennale die Bedeutung von Innovation und Nachhaltigkeit“, sagt LiveKomm Vorstand Steffen Kache. „Die Clublandschaft kann mit vergleichsweise geringen Mitteln ein international sichtbares Vorbild für nachhaltige Kulturentwicklung werden. Dies wünschen sich sowohl Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber wie auch Publikum. Doch ohne auskömmliche Förderungen und den Support von Netzwerken wie Zukunft Feiern wird die Umsetzung solcher Leuchttürme erschwert.”
Aufruf zur Vernetzung
Trotz auslaufender Projektförderung ruft das weiterhin aktive Netzwerk Zukunft Feiern Clubs und Veranstaltende bundesweit dazu auf, sich dem Projekt anzuschließen. Im gegenseitigen Austausch mit engagierten Akteur*innen können weiterhin nachhaltige Lösungen für eine klimafreundliche und wirtschaftlich tragfähige Clubkultur entwickelt und umgesetzt werden. In Hamburg wird das Netzwerk durch Jette Krauß in der Geschäftsstelle des Clubkombinats vertreten. Mehr Infos
Über die Erhebung
Am Clubmonitoring der LiveKomm und den Mitgliedsverbänden in Berlin, Hamburg, Köln, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beteiligten sich 245 Musikspielstätten. Rund 65 % davon betreiben kleine und mittelgroße Clubs mit einer Gesamtkapazität bis 450 Personen. Mit einer Rücklaufquote von 32,5 % der aktuell 756 Mitgliedsbetriebe ergibt sich ein repräsentatives Lagebild der bundesweiten Clubszene.
Über die Livekomm
Der Bundesverband LiveMusikKommission e.V. (kurz: LiveKomm) ist das Netzwerk der Club- und Festivalkultur und ihre Interessenvertretung gegenüber Politik, Verwaltung, Medien und Gesellschaft. Unsere Mitglieder sind als kleine und mittlere Livemusikspielstätten essenzieller Bestandteil des Kultur- und Nachtlebens und tragen zur Attraktivität des urbanen und ländlichen Raums bei. Sie sind Orte musikalischer Prägung, in denen regelmäßig kuratierte Veranstaltungen stattfinden. Im Fokus der Aktivitäten unserer Mitglieder stehen die Künstler*innen auf der Bühne und deren Publikum.
Über das Netzwerk Zukunft Feiern
Zukunft Feiern ist ein bundesweit aktives Netzwerk von Clubs und Festivals, die sich für Nachhaltigkeit und praxisnahen Klimaschutz engagieren. Seit dem Start 2021 in Berlin ist das Netzwerk Zukunft Feiern mittlerweile landesweit in zahlreichen Städten aktiv – darunter in Hamburg, Köln und Bremen. Über 100 Venues und Festivals sind bereits Teil davon, darunter u.a. der Tresor (Berlin), das Uebel & Gefährlich (Hamburg) und das Bootshaus (Köln).