Club- und Festival-Monitoring 2025


Ergebnisse des Club- & Festival-Monitoring für den Winter 2024/2025

Kurzzusammenfassung

Dank einer relativ hohen Rücklaufquote kann im März 2025 ein repräsentatives Lagebild der Club- und Festivalkultur in Hamburg skizziert werden:

  • Dynamik des Rückgangs an Club-Besuchenden nimmt im Vergleich zu vor einem Jahr ab.
  • Anstieg beim Angebot von Veranstaltungen erzeugt Trendumkehr.
  • Verluste an Gesamtumsätzen verlieren an Fahrt.
  • Gewinnrückgang ist weiterhin bedrohlich. Rücklagenbildung ist nicht möglich.
  • Ein Drittel der Venues sehen sich ihrer Existenz bedroht.
  • Fast jeder fünfte Club erwägt eine Aufgabe des Betriebs in den nächsten zwölf Monaten. Dieser Wert hat sich im Laufe eines Jahres verdoppelt.
  • Wirtschaftliche Situation erzwingt weiterhin Umplanungen beim Booking und verringert die Teilnahme- und Teilhabechancen von Nachwuchskünstler:innen.
  • Festivals verzeichnen 2024 mehr Besuchende als 2023. Ein Gewinneinbruch kann trotzdem nicht vermieden werden.

Die Ergebnisse in der Langfassung:

Neuer Teilnahmerekord bei Club- und Festival-Monitoring

Das bundesweite Club- & Festival-Monitoring zum Winter 2024/2025 verzeichnete in Hamburg im Erhebungszeitraum vom 06. bis 13. März eine Rücklaufquote von 37,1% (n=56) und liefert damit repräsentative Ergebnisse zur aktuellen Lage der Club- und Festivalkultur in der Hansestadt. Im Vergleich zur vorherigen Umfrage im September 2024 ist dies ein Anstieg der Teilnehmendenzahl von 47,5% und bildet somit einen neuen Beteiligungsrekord.

Mehrheitlich kleine Clubs beteiligt

Die Größenstruktur der erfassten Musikspielstätten besteht zu 64,4% überwiegend aus kleinen Club-Kapazitäten (bis 199 Personen), 31,1% sind als mittlere Größe (200-450 Personen) und 4,4% sind als große Venues (größer als 601 Personen) einzustufen.

Rückgang an Besuchenden reguliert sich

Die Angaben der Teilnehmenden dokumentieren, dass der Rückgang an Besuchenden im Vergleich zu vor einem Jahr an Dynamik verliert. Während der Wert im Februar 2024 bei -13% lag, ist bei den Musikclubs aktuell ein Rückgang von -7,9% zu verzeichnen. Im Vergleich zum Bundesschnitt (-5,0%) erscheint die Belastung durch die rückläufige Besuchendenanzahl in Hamburg jedoch noch ausgeprägt(er).

Wieder mehr Veranstaltungen in Hamburg

Die Betreibenden begegnen der rückläufigen Anzahl an Besuchenden mit mehr Veranstaltungen und schaffen im Vergleich zum September 2024 eine Trendumkehr. Während vor einem halben Jahr (September 2024) im Vergleich zu vor einem Jahr (Februar 2024) die Anzahl von Veranstaltungen noch bei -4,9% lag, verzeichnet Hamburg nun ein Plus von 3,8% und übertrifft hiermit den Bundestrend (+1,4%). Im Jahr finden nach eigenen Angaben in Hamburg im Durchschnitt 143 Veranstaltungen pro Club statt. Dies entspricht einem Jahresauslastungsgrad von 39,2%.

Gesamtumsatz weiter im Minus, aber langsame Stabilisierung erkennbar

Der Verlust an Gesamtumsatz konnte im Vergleich zu vor einem Jahr nahezu gestoppt werden. In Hamburg wird dieser Wert aktuell mit -3,6% verzeichnet (Bund: -2,8%). Diese Werte lagen für Hamburg im Februar 2024 bei -7,5% und im September 2024 bei -10,7%.

Trotz Umsatz kein Gewinn

Der Gewinnrückgang liegt in Hamburg mit -12,6% zwar leicht unter dem Bundestrend (-13,0%), aber mit über zehn Prozent dennoch weiterhin in besorgniserregender Höhe. Dieser Wert konnte jedoch im Vergleich zum September (-20%) halbiert werden. Hierbei gilt zu berücksichtigen, dass die Gewinnmargen von Musikclubs strukturbedingt sehr gering ausfallen. In der bundesweiten Clubstudie (2019/2020) lag die Umsatzrendite ohnehin bei lediglich 2%. Eine Rücklagenbildung ist somit erschwert und eine generelle Instabilität im System vorhanden.

Steigende Kosten bedrohen kulturelle Vielfalt und Nachwuchsförderung

Der Großteil der Befragten in Hamburg (82,2%) steht nach eigenen Angaben vor finanziellen Herausforderungen (Bund: 81,8%). Nahezu alle Betriebe (97,6%) stimmten zu, dass allgemeine Kostensteigerungen die Betriebe belasten. Mehr als die Hälfte (53,3%) bereiten steigende Gewerbemieten Sorgen. 64,4% der Befragten (Bund: 61,0%) geben an, dass Anpassungen bei den Programmplanungen erfolgen und weniger Nachwuchskünstler:innen eine Live-Bühne geboten werden kann als bislang. Dieser Wert lag vor einem Jahr mit 64% gleichbleibend hoch. 74,4% der Befragten (Bund: 67,8%) artikulieren mit einer Zustimmung, dass sie in den kommenden 12 Monaten (mehr) staatliche Fördermittel benötigen, um die Betriebe halten zu können. Die durch das Clubkombinat Hamburg erzielte Erhöhung der Förderzuwendungen durch den Live Concert Account sind hierbei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, jedoch ist absehbar, dass die Mittel nicht ausreichen, um substanzielle Bedarfe zu decken.

Verdopplung von Betriebsaufgaben zu befürchten

Der Anteil derjenigen, die in den nächsten 12 Monaten eine Betriebsaufgabe erwägen steigt im Vergleich zum Vorjahr mit einer guten Verdopplung erheblich an: 18,2% der Befragten (Bund: 18,8%) stimmten dieser Frage zu. Vor einem Jahr (Februar 2024) lag dieser Zustimmungswert in Hamburg bei 7,7%. Das Clubkombinat verdeutlicht, dass aus der Mitgliedschaft keine konkreten Pläne vorliegen und die quantitative Erhebung lediglich ein Stimmungsbild dokumentiert. Insgesamt sehen sich 34,1% der Venues (Bund: 32,5%) aktuell in ihrer Existenz bedroht.

Festivals als gesonderte Kategorie

Erstmals erfolgte bei der bundesweiten Erhebung auch eine gesonderte Erfassung von Festivals. Dabei zeigt sich in Hamburg im Vergleich von 2023 zu 2024 mit einer Zunahme von +11,8% eine positive Entwicklung der durchschnittlichen Besuchendenanzahl auf Festivals. Während der Gesamtumsatz einen Anstieg von +10,8% verzeichnet, werden die betrieblichen Gewinne im Durchschnitt mit einem Verlust von -9% eingestuft. Auch bei der Gruppe der Festivals zeigt sich, dass ein gesteigerter Umsatz die stetig steigenden Kosten nicht adäquat auffangen kann.

Gesonderte Analyse der Club-Programme im März

Parallel zu der Bundeserhebung analysierte das Clubkombinat Hamburg Ende Februar die veröffentlichen Programme auf Websites von 76 Clubs, die mindestens eine Veranstaltung für März 2025 ankündigten. Der Monat verzeichnet relativ viele Konzertveranstaltungen und bildet einen Ausschnitt in der Hauptsaison, da hier relativ viele Tourneen stattfinden.

Insgesamt konnten zu dem Zeitpunkt auf diese Weise für März 2025 868 Veranstaltungen erfasst werden, wovon 600 Veranstaltungen durch den angekündigten Auftritt von Künstler:innen einen Live-Charakter aufwiesen. 32 Musikclubs verzeichnen im März 2025 mehr als 8 Live-Events und bilden somit eine wichtige kulturelle Säule der Live-Kultur für die Hansestadt Hamburg.

In Musikclubs (unter 1.000 Personen-Kapazitäten) lag der Durchschnittseintrittspreis im Vorverkauf bei 29,74 € pro Konzert. Ca. 1,85% der Veranstaltungen waren Ende des Vormonats ausverkauft.

Anna Lafrentz, 1. Vorsitzende vom Clubkombinat Hamburg e. V. bewertet die vorliegenden Ergebnisse, kommentiert die aktuelle Lage und kündigt die clubwoche 2025 an:

Die aktuellen Zahlen zeigen weiterhin Verschiebungen beim Publikum auf. Die Preissteigerungen bei Mieten, Lieferanten, Produktionsgewerken, Agenturen und anderen sind für unsere Mitgliedschaft weiterhin spürbar. Viele Musikclubs kämpfen um ein wirtschaftliches Überleben. Die wenigsten gehen mit ihrer Notlage an die Öffentlichkeit — prominente Ausnahmen sind die Hilferufe von Hafenklang und MS Stubnitz oder jüngst dem Kulturpalast oder dem Südpol. Um den eigenen Anspruch an ein kulturell-vielfältiges Programm weiterhin realisieren zu können, werden Vermietungen und Partyreihen als Instrument zur Eigen- und Quersubventionierung der vielen Livemusik-Events, wie Konzerten und Sessions, eingesetzt. Viele Betreiber:innen begegnen den Kostensteigerungen, indem sie mehr Veranstaltungen anbieten, um mehr Umsatz zu erzielen. Ob dabei unbedingt mehr Konzerte stattfinden, bleibt weiter zu beobachten.

Clubkultur ist seit jeher ein ständiges Auf und Ab und erfordert eine hohe Anpassungsfähigkeit an musikalische und gesellschaftliche Trends. Gute Beispiele dafür, wie sich ein „Club“-Erlebnis weiterentwickeln kann, wird der bevorstehende clubwoche-Aktionszeitraum 2025 unter dem Motto „Club mal anders!“ liefern.

In der Woche vom 19. bis 25. Mai zeigt das Clubkombinat mit sechs Vertreter:innen aus der Mitgliedschaft auf, wie neue Formate aussehen können und nutzt dabei die kreative Energie nach Hamburger Machart. In ausgewählten Clubs entstehen durch viel Eigeneinsatz neue Ideen und Veranstaltungskonzepte, die Clubtüren für diverse Interessen öffnen und Lösungsansätze in herausfordernden Zeiten liefern können.“

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