Club-Asse: Eckart Schmidt // MS Altenwerder

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In unserer Reihe „Club-Asse – Macher, Mucker & Moneten“ stellen wir euch die Köpfe hinter Hamburgs Musikclubs in einem Interview vor. Unser heutiges Club-Ass ist Eckart Schmidt von der MS Altenwerder.

Club-Ass: Eckart Schmidt / MS Altenwerder

Die MS Altenwerder hätte es sich 1953, als sie bei der „Ottenser Eisenwerk AG” erbaut worden ist, wohl auch nicht träumen lassen, einmal als motorloses Kulturschiff ihren Dienst zu tun. Ursprünglich war sie als umtriebige Personenfähre für die HADAG im Hamburger Hafen im Einsatz. Bis sie im Januar 1979 bei Überholungsarbeiten vom Slip ins Wasser rutschte und ausrangiert werden musste.

Nach einer längeren Odyssee konnte das Haus der Jugend Finkenwerder das Schiff zum Schrottwert erwerben. Es für Jugendfahrten wieder flott zu machen, gelang leider nicht. Dafür begannen die Jugendlichen unter Leitung des Hauses der Jugend mit Feuereifer den Ausbau des schwer lädierten Schiffs, der in der Folgezeit von Mitarbeitern einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme weiter fortgeführt werden konnte. Als hierfür keine Gelder mehr zur Verfügung standen, drohte der Zwangsverkauf. Es fanden sich dann jedoch in letzter Minute Sponsoren, die es dem Förderverein Haus der Jugend Finkenwerder e.V. ermöglichten, das Schiff zu halten und weiter zu sanieren. Um dies dauerhaft zu sichern wurden in zunehmendem Maß kulturelle Veranstaltungen angeboten. Nach der Trennung vom Haus der Jugend wurde der Verein in  „Finkenwerder Kulturschiff MS Altenwerder e.V.“ umbenannt. Das Schiff wurde systematisch zum Kulturschiff ausgebaut.

Heute zählt das Schiff zu einem kulturellen Dreh- und Angelpunkt in und um Finkenwerder, bietet Kulturinteressierten Neues und zugleich Traditionelles mit norddeutschem Charakter – getragen durch Eckart Schmidt, der ohne vorherige Cluberfahrung den Laden mit einem ehrenamtlichen Team seit 2018 schmeißt und sich damit endlich seinen langjährigen Traum als Musikkneipenbetreiber erfüllen konnte. Der Förderverein hat sich der Kunst und der Kultur sowie der Heimatpflege und Heimatkunde verschrieben. Insbesondere örtlich angesiedelte Künstler und Kunsthandwerker sollen hier unterstützt und sichtbar gemacht werden: Lesungen und Vorträge mit niederdeutschem Schwerpunkt finden hier eine Bühne, und auch der Norddeutsche Rundgesang darf zelebriert werden, wenn es heißt „Lieder von Hafen & See”. Im August war die MS Altenwerder wieder mit bei der Deichpartie, einem Musik- und Kulturfestival Finkenwerders. Ein mittlerweile fester Bestandteil des bunten Programms findet sich zudem in der monatlichen Finkenwerder Jamsession wieder, die ihre Gäste mit Blues, Funk, Rock, Jazz und Weltmusik überraschend beglückt.

Eckart Schmidt ist als Vorsitzender des Vereins der Mann am richtigen Ort, weiß er doch gekonnt das Traditionelle Finkenwerders mit dem Innovativen zu verbinden. Ein Netzwerker, der jede Herausforderung annimmt, der mit Einsatz und frohen Mutes ein Projekt leitet, das trotz finanzieller Hürden seinen ganz eigenen, individuellen Weg geht. Von einem pulsierenden Team unterstützt, sorgt er mit Herzblut dafür, dass sich das Kulturschiff seine ursprüngliche Atmosphäre bewahrt. Es bleibt zu hoffen, dass die Fee seinen Wunsch erhört und eine Rundumerneuerung der MS Altenwerder noch viele Jahre Kultur pur beschert.

Frage: „Wie wurdest du Clubbetreiber?“
Eckart: „Den Job habe ich vom Vorsitzenden des Vereins geerbt, der den Club betreibt.“

Frage: „Welche Clubstationen hast du schon hinter dir?“
Eckart: „Keine.“

Frage: „Wie bist du zu diesem Club gekommen?“
Eckart: „Wie die Jungfrau zum Kind, aber ich hatte immer schon den Traum, eine Musikkneipe zu führen oder daran teilzuhaben.“

Frage: „Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben fallen bei dir an?“
Eckart: „Typische Arbeitstage gibt es nicht. Aufgrund der Programmvielfalt und den speziellen Anforderungen eines Schiffes ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen. Als Ehrenamtlicher muss ich die Arbeit in die Lücken quetschen. Jeder von uns erfüllt mehrere Aufgaben.“

Frage: „Was ist aktuell deine größte Herausforderung, deine größte Baustelle? Wo brennt es?“
Eckart: „Auf dem Schiff gibt es einen Sanierungsstau. Das ist immer eine sehr teure Angelegenheit, da vieles in der Weft gemacht werden muss.“

Frage: „Was war dein kuriosestes Behördenerlebnis mit dem Club?“
Eckart: „Wir entnehmen das Nutzwasser aus der Elbe, klären es biologisch und leiten es amtlich kontrolliert sauberer ein als es ursprünglich war. Dafür müssen wir jeweils für die Entnahme und die Einleitung einen rasant steigenden Mindestsatz zahlen, der zur Zeit bei jeweils knapp 1000 € liegt.“

Frage: „Was macht deinen Job so spannend?“
Eckart: „Wir sind ein sehr fröhliches, lebendiges Team, machen vielfältige schöne Veranstaltungen, die auch gut ankommen. In einem sonst wenig versorgten Stadtteil bieten wir ein permanentes Kulturprogramm, das auch uns Spaß macht. Wir lernen eine Menge neuer Leute kennen und bilden Netzwerke.“

Frage: „Wie wirkt sich die Förderung durch den Live Concert Account auf deinen Club aus?“
Eckart: „Er hilft, die hohen Kosten des laufenden Betriebs bei einem kleinen Club mit begrenzten Einnahmemöglichkeiten zu wuppen.“

Frage: „Wie wirkt sich die Mitgliedschaft beim Clubkombinat Hamburg e.V. auf deine Arbeit aus?“
Eckart: „Wir fühlen uns da in verschiedensten Fragen kompetent und gut unterstützt und wollen auch hier in ein Netzwerk reinwachsen.“

Frage: „Eine gute Fee sitzt bei deiner Veranstaltung am Tresen. Was wäre dein dringlichster Wunsch?“
Eckart: „Dass die Fee die Rundumerneuerung des Schiffes übernimmt. Dann können wir mit dem laufenden Betrieb das Schiff relative mühelos erhalten, können bessere Gagen bezahlen und das Programm noch erweitern.“

Frage: „Was war das bisherige Highlight diese Saison?“
Eckart: „Eigentlich auf das gesamte vielfältige Programm und viele schöne, anregende Abende mit einem netten Team.“

Frage: „Welches Konzert wirst du nie vergessen? Was war da los?“
Eckart: „Es gibt kein wirklich herausstechendes Konzert. Was immer wieder genial ist, ist die Session am letzten Donnerstag im Monat. Es ist immer anders und war noch nie langweilig. Mittlerweile kommen da Musiker aus ganz Hamburg.“

Frage: „Welche Band, welcher Künstler, der kürzlich bei euch aufgetreten ist, hat das Zeug, um richtig durchzustarten?“
Eckart: „Milou & Flint“

Frage: „Was war dein merkwürdigstes Erlebnis mit einem Künstler?“
Eckart: „So richtig rausgestochen hat bisher kein Konzert, da sowohl wir als auch die Musiker bisher immer lieb, nett und brav waren – aber nicht langweilig. Alle Musiker haben die besondere Atmosphäre genossen und gelobt.“

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