Am 20. Mai 2024 steuerte unsere Vorständin Katharina Aulbach auf der Abschlusskundgebung am Beatles-Platz folgenden Redebeitrag bei.

Zunächst gratulieren wir dem FC St. Pauli herzlich zum Aufstieg nach 13 Jahren Abstinenz in der 1. Fußball-Bundesliga. 

Großer Dank gilt dem FC St. Pauli! Wir wissen es sehr zu schätzen, dass der Fußballverein in einer der größten Momente seiner Geschichte die Aufmerksamkeit auf die Lage der Demokratie und der Clubkultur lenkt. 

Demokratie & Clubkultur gehören aus unserer Sicht eng zusammen: Live-Clubs sind Orte der Begegnung. Live-Musik wirkt als intensiver Klebstoff und Kit für den sozialen Frieden & Zusammenhalt. 

Nicht ohne Grund, zielt die AfD auf die möglichste schnelle Schließung solcher Kulturorte, weswegen unsere Kolleginnen und Kollegen iin Ostdeutschland vor den nächsten Wahlen aktuell besonders zittern. 

Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt: Ein Fehlen solcher Orte kann fatale Folgen haben, an deren Ende nächtliche Unruheherde entstehen können, weil aufgestaute Energien sich nicht ausreichend entladen können. Wo sonst können wir friedlich und frei vom Arbeitsalltag einmal abschalten und uns in Gemeinschaft mit anderen in der Musik ekstatisch verlieren? Live-Musik bringt die Menschen zusammen und eint sie – bei aller Unterschiedlichkeit – für einen besonderen Moment.

Wir glauben an die kreative Energie selbstgemachter Livemusik und den unerlässlichen Mehrwert der echten Begegnung. In der Clubkultur werden die Utopien von morgen erdacht, erprobt und Maßstäbe gesetzt. 

Der Erhalt der Clubkultur ist unser zentrales Anliegen. Musikclubs fungieren im Ökosystem der Musik wie Biotope: Wenn wir diese Orte verlieren, gelingt es nur mit enormen Anstrengungen, solche Oasen an anderen Stellen wiederzubeleben. Wir verlieren damit viele Live-Momente mit Künstler:innen und Künstlern und deren Inspirationen und zudem die Kinderstuben für die Superstars von morgen

Nach Corona sind die Rahmenbedingungen für Livemusik nicht einfacher geworden: Das Ausgeh- und Konsumverhalten hat sich verändert. Die Bezahlbarkeit für Live-Musik ist (auch) eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Die Zugangsbarrieren dürfen nicht weiter steigen bzw. muss die Erschwinglichkeit – gerade für junge Menschen – erhalten bleiben. Gerade in diesen Zeiten!

Die Ergebnisse eines Club-Monitorings im Februar 2024 machen uns große Sorgen: Für das Ökosystem der Musikwirtschaft ist alarmierend, dass knapp zwei Drittel der Befragten Live-Clubs in Hamburg angeben, dass sie aufgrund der diversen Preissteigerungen und der wirtschaftlichen Situation das Booking bzw. die Programmplanungen anpassen und aktuell weniger Nachwuchs-Künstler:innen eine Live-Bühne bieten können als bislang. Der scheinbar ewige Strom an musikalischen Talenten, die sich bei ihren ersten Live-Auftritten auf kleinen Bühnen bei ihren ersten Live-Auftritten vor (wenig) Publikum erproben und dann später im Erfolgsfalle die großen Hallen und Stadien füllen droht, ohne gegensteuernde Maßnahmen zu versiegen.

Die Musikstadt Hamburg benötigt eine neue, ganzheitliche Strategie. Wir schlagen daher einen Dialogprozess mit Akteursbeteiligung für eine Neuauflage der Drucksache zur Musikstadt Hamburg vor, die im Jahr 2009 von der Bürgerschaft verabschiedet wurde. Eine auskömmliche Club-Förderung zur Unterstützung der Live-Auftritte von musikalischen Nachwuchskünstler:innen sollte hierbei ein maßgeblicher Bestandteil sein.  

Ein Gruß geht auch raus an die Allianz #wirbrauchenräume, denn nicht nur die Clubs sind bedroht, auch andere kreative (Frei)Räume sind durch Unbezahlbarkeit und Raumknappheit gefährdet. 

 Wie könnt ihr alle helfen, die Clubkultur zu erhalten? Es gibt einige Support-Möglichkeiten: 

+ Besucht die Clubs, schenkt Euch gegenseitig Clubbesuche (Gutscheine zum Geburtstag oder Weihnachten)

+ Ladet Euch die “Clubplan App – Musik in Hamburg” herunter und entdeckt, welche einzigartige Vielfalt an Live-Bühnen Hamburg (noch) verfügt.

+ Falls ihr ein paar Mittel verfügbar habt: Spendet steuervergünstigt an die Stiftung zur Stärkung privater Musikbühnen Hamburg (Clubstiftung) für strukturelle Förderungen

und/oder 

+ Verfolgt, kommentiert und verbreitet unsere Veröffentlichungen auf https://www.instagram.com/clubkombinat/ und clubkombinat.de

Forza St. Pauli!

Anmerkung: Die mündlich gehaltene Rede kann von dem Manuskript abweichen.