Das Knust ist seit 1976 das Home of „RockPopSoulJazzPunkPsychedelicIndependent- Rockn
RollBeatHip-HopCountryLatinReggae“. Unweit vomMillerntor–Stadion in Hamburg finden eigentlich jeden Monat unzählige Konzerte und Partys statt. Zusätzlich sind hier alle Spiele des FC St. Pauli live zu sehen. Von Frühjahr bis Spätsommer lädt die Außenfläche auf dem Lattenplatz zum Feierabenddrink bei Livemusik ein. Aktuell ist alles anders.
Die Türen für einen Konzertbesuch im Knust sind derzeit für Besucher verschlossen. Fast täglich findet jedoch ein Streaming Konzert statt. All dies ist dank der guter Zusammenarbeit des Teams, mit weiteren Kulturveranstalter:innen, Supportern und Bands möglich. Wir haben im Knust nachgefragt, wie zu den neuen Liveformaten kommen konnte und was Besucher:Innen und Bands in den kommenden Monaten im Knust erwarten können. Im Gespräch öffnet Tim Peterding (Booking) für uns seinen Veranstaltungskalender.
Das Knust ist dafür bekannt, dass es sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt. „Kultur sucht sich immer ihren Weg“, so Tim Peterding auf die Eingangsfrage, wie es so laufe am Lattenplatz. Wir blicken zurück auf die vergangenen 12 Monate und auf die hoffentlich bald kommende Outdoor-Saison.
1. IHR SEID AM 01. JULI 2020 EINER DER ERSTEN CLUBS IN HAMBURG GEWESEN, DIE PANDEMIEGERECHT DRAUSSEN VERANSTALTUNGEN ANGEBOTEN HABEN. WIE KAM ES DAZU?
Wir haben hoch gepokert, dass wir ab dem 01. Juli wieder Konzerte veranstalten dürften und hatten ein Programm gebucht, welches wir zur Not wieder absagen oder verschieben hätten müssen. Dank der Risikobereitschaft unseres Chefs Karsten Schölermann und eines ausgefeilten und genehmigten Hygienekonzeptes, konnten wir die Open Air Saison 2020 fast pünktlich starten.
2. DAS JAHR WAR DURCHZOGEN VON STÄNDIGEN ANPASSUNGEN, GIGS DRINNEN, DRAUSSEN UND MIT ABSTANDSREGELN. SEIT ENDE 2020 GIBT ES NUR NOCH LIVEMUSIK IM STREAM. WIE HAT SICH DAS AUF DAS TEAM AUSGEWIRKT?
Jeder hat sein eigenes Päckchen zu Tragen. Dadurch, dass wir permanet was zu tun haben, sind wir gut durch das Jahr gekommen. Der Betrieb geht weiter und stagniert nicht. Für die Außenfläche vor dem Knust haben wir hart gekämpft und die hilft uns gerade sehr optimistisch in die Zukunft zu blicken und Kultur möglich zu machen.
3. IHR SEID EUCH MIT EUREM VIELFÄLTIGEN MUSIKPROGRAMM EINERSEITS TREU GEBLIEBEN UND HABT GLEICHZEIT NEUE VERANSTALTUNGSFORMATE INS LEBEN GERUFEN. ZU NENNEN WÄRE HIER U.A. DIE SUPER PEOPLE STAGE ODER DAS NEU GESTARTETE KNUST GUESTHOUSE. WIE KAM ES DAZU?
Not macht erfinderisch. Der gewohnte 24/7-Konzert-Modus liegt brach. Das internationale Tourneegeschäft existiert nicht mehr. Künstler:innen sind nur noch lokal verfügbar und wir wollen Newcomern eine Bühne bieten. Die Zusammenarbeit mit Rockcity Hamburg e.V. für die Super People Stage bot sich auf Grund der Nachbarschaft natürlich direkt an. Mit Sebastian vom Hamburg Harbour Festival und Alin Coen haben wir das Knust Guesthouse entwickelt. Es bietet noch mal mehr Insides in das Leben der Musiker:innen und einem Interviewteil zum Musikbusiness. Das viele Experimentieren bietet auch Raum umzudenken. Beide Formate haben zum Beispiel einen reinen bzw. ausgeglichenen Frauenanteil im Lineup, was mir persönlich sehr wichtig ist, aber im normalen Konzertgeschäft nicht immer einfach umzusetzen war. Wir wollen live Musik anbieten und den Kunden vom Sofa aus spüren lassen, dass sie live dabei sind. Dazu gehört ebenso eine gute Dramaturgie der Kamerafahrten, wie eine interaktive Einbindung des Publikums durch Spiele. Beim Streaming versuchen wir „dem Medium gerecht zu werden“. Das einfache Abfilmen von Konzerten funktioniert zu Hause auf dem Sofa nicht wirklich. Wir arbeiten derzeit an weiteren Ideen. Ihr dürft gespannt sein.
4. WÄHREND ES DRAUSSEN NUN LANGSAM WÄRMER WIRD, NUTZT IHR DIE ZEIT WIE ANDERE CLUBS AUCH FÜR UMBAU UND MODERNISIERUNGSMASSNAHMEN?
Eine gute Lüftung hatten wir bereits, die haben wir aber nochmal warten lassen. Wir haben viel renoviert, u.a. auch unseren Küchenbereich umgebaut. Zusätzlich konnten wir uns dank der öffentlichen Förderungen eine neue PA und eine mobile Bühne anschaffen. Auch für das Streaming haben wir nun neues Equipment kaufen müssen und einen eigenen Regieraum abgetrennt.
5. MIT DEM FRÜHLING STEHT AUCH DIE KOMMENDE OUTDOOR-SAISON AN. WIE BEREITET IHR EUCH AUF DIE KOMMENDEN WOCHEN VOR?
Wie auch im vergangenen Jahr, wollen wir schnellstmöglich wieder Livemusik für unser Publikum vor Ort bieten. Ab Mai / Juni wollen wir eigentlich wieder auf dem Lattenplatz aktiv sein. Besonders mit der mobilen LKW-Bühne haben wir mehr Möglichkeit Kultur möglich zu machen. Das geht dann selbstredend auch auf ungenutzten Freiflächen. Da können wir die komplette Infrastruktur, wie Bühne, Gitter, Bestuhlung, und Gastro einfach mitbringen und machen „Knust2go“.
6. DIE CORONA PANDEMIE WIRD UNS LEIDER NOCH WEITER BEGLEITEN. WIE GEHT IHR MIT DEN MÖGLICHEN ANSTECKUNGSRISIKO UND DER THEMATIK VON TESTS VOR VERANSTALTUNGEN UM?
Die Sicherheit und Gesundheit unserer Besucher und Bands steht immer an erster Stelle. Aber mit möglichen Tests vor Ort würden wir einen weiteren Schritt in Richtung Normalität gehen. Wir überlegen gerade einen Doppelcontainer aufzustellen, um die ersten 50 Besucher die uns live besuchen können durchzutesten. Wir sind diesbezüglich auch mit unserem Ticketanbieter TixforGigs und App-Anbietern im Austausch. Der Beschluss seitens der Regierung und Behörden ist aber noch offen.
Abschließend sagt Tim nochmal, wie deutlich ihm geworden ist, dass man als Club nicht nur die Veranstaltung organisiert und Tickets verkauft, sondern auch die Möglichkeit der sozialen Interaktion anbietet. Es geht immer um das Zusammentreffen von Menschen, die sonst womöglich nie zusammengefunden hätten. Das dieser Raum für Begegnungen derzeit fehlt,wird einem aktuell noch bewusster.
Besonderer Dank geht seitens Tim nochmal den Geschäftsführer Karsten Schölermann, der sich auch auf Bundesebene für den Erhalt der Clubkultur stark macht. Auch die Back On Stage Crew hat das Knust sehr unterstützt und dafür gesorgt, dass alle Streams so gut aussehen. Zusätzlicher Dank geht natürlich an alle Knust-Supporter, die mit dem Kauf von Merchandise den Club besonders in den ersten Monaten stark unterstützt haben und es weiterhin tun.
Alle Infos unter: www.knusthamburg.de
Fotocredit: Tim Peterding by Knust Hamburg; Maeckes & Die Gitarre by Sebastian Madej (25.07.20 Knust Hamburg, Lattenplatz); Tim Neuhaus (solo), by Kevin Winiker Photostudio Ottensen (09.12.2020 Knust Hamburg)