Kultur für alle (erhalten) – Zugang konsequent regeln, aber Minderheiten nicht diskriminieren


Das 2G-Optionsmodell des Hamburger Senats wird im Vorstand des Clubkombinat Hamburg e. V. aktuell kritisch eingestuft.

Ohne nähere Details zu den Ausformungen der Verordnung zu kennen, sahen zuvor in einer verbandsinternen Umfrage lediglich ein Viertel der Mitglieder in diesem Modell eine tragbare Öffnungsperspektive.

Kai Schulz, 1. Vorsitzender Clubkombinat Hamburg e.V. kommentiert: „Grundsätzlich helfen Geimpfte der Kultur und der gesamten Gesellschaft wieder zu einem Leben zurückzukehren wie es vor der Pandemie war. Nach 18 Monaten Dauer-Lockdown der Clublandschaft ist das 2G-Optionsmodell, bei allem Wunsch wieder aktiv zu werden, jedoch ein Modell welches uns in eine missliche Lage bringt. Einerseits bedarf es für eine Rückkehr des Nachtlebens eine Aufhebung des Abstandsgebots und der Maskenpflicht, was hierdurch gewährleistet werden könnte. Anderseits entsteht ein Impfdruck welcher mit einem Ausschluss von sozialer Teilhabe einhergeht. Auch in dieser Ausnahmesituation gilt es auf Minderheiten Rücksicht zu nehmen und Alternativen, welche durch 3G vorhanden sind, so umzusetzen das Kultur für alle zugänglich bzw. erlebbar ist.“

Anna Lafrentz (Vorstand Clubkombinat) ergänzt: „Wir werden Wege finden müssen, wie mit dem Corona-Virus auch das gesellschaftliche Leben weiter stattfinden kann. Es wird immer ein Ansteckungsrestrisiko bleiben, dass letztlich von der Politik getragen werden muss. Dass der Fokus der Maßnahmen im Freizeitbereich statt im Wirtschafts- und Privatleben vorgenommen wird, überfordert unsere Gesellschaft zunehmend und spaltet sie in zwei Klassen.“

Der Vorstand setzt sich alternativ für den Lösungsansatz in Österreich ein. Dort übernimmt der Staat bei einem 3G-Modell die PCR-Testkosten. Auch bei diesem Modell sind die Einschränkungen stark und der Anreiz für Ungeimpfte hoch, sich impfen zu lassen.

Der höchste Schutz in Innenräumen wäre aus Sicht des Verbands vorhanden, wenn gar alle Clubbesucher:innen vor einem Zutritt auf Corona getestet würden.

Katharina Aulbach (Vorstand Clubkombinat) argumentiert für eine Testkostenübernahme durch den Senat: „Die Clubszene hat zum Wohl der Gemeinschaft als Branche insgesamt sehr stark zurückgesteckt. Der Staat sollte die Testkosten für Kulturveranstaltungen übernehmen. Schließlich wäre es für die Gesellschaft insgesamt kostengünstiger, anstatt weiter den Stillstand zu subventionieren und stattdessen das Ökosystem Musik wieder zu beleben. Solidarität ist keine Einbahnstraße.“

Gemäß der Vereinssatzung des Clubkombinat tritt der Verband Diskriminierung entschieden entgegen. Der Vorstand vertritt daher die Position, dass kulturelle Teilhabe allen Menschen grundsätzlich zugänglich sein sollte. Der Vorstand sieht in der Impfung eine Lösung für den Umgang mit der Pandemie, jedoch ist die Minderheit der Impfunwilligen zu akzeptieren und auszuhalten.

So sollte zum Beispiel Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren oder Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können und wollen, der Zugang zum Kulturleben ermöglicht werden. Insbesondere durch die zurückliegenden Monate bedarf es gemeinsamer Kulturerlebnisse, um als Gesellschaft wieder zusammenzufinden, Menschen wieder aneinander zu gewöhnen und die Empathie zu stärken.

Egal, welches Modell nun in Hamburg als nächstes eingeführt wird: Am Ende muss es sich dabei um eine zeitlich befristete Übergangslösung handeln, die zeitnah aber spätestens ab Frühjahr 2022 in die alte Normalität überführt.

Für die weitere Planbarkeit erachtet der Verband zudem die Einführung einer Ampel, wie z.B. Berliner Corona-Ampel als sinnvoll, die außer der Sieben-Tage-Inzidenz noch die Belastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten – gemessen an der Zahl der Intensivbetten insgesamt – und die Dynamik des Infektionsgeschehens einbezieht.

Andernfalls droht bei den ersten Negativ-Schlagzeilen über Ansteckungsgeschehen im Club- und Veranstaltungswesen und steigenden Inzidenzen als erste Maßnahme ein erneuter Lockdown.

Zudem müsse sichergestellt sein, dass solange, wie kein vollständiger Zugang für die potenziellen Besucher:innen besteht, die staatlichen Hilfsleistungen weiter als Ausgleich der Finanzierungslücken zur Verfügung stehen.

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