Im Club mit: Réka Csorba (Jazzbüro Hamburg)

,

Réka Csorba (Credit: privat)

Was macht den Jazz in Hamburg aus? Im Gespräch mit Réka Csorba, Geschäftsführerin des Jazzbüro Hamburg e.V., werfen wir einen Blick in die aktuelle Jazzszene in Hamburg und sprechen über die Tätigkeitsfelder des Dachverbandes für das Genre Jazz. Was hat sich gerade hier in den Clubs, bei den Musikschaffenden und auch im Team verändert und welche Neuigkeiten erwarten uns im kommenden Jahr?

Das Jazzbüro ist Ansprechpartner für Musikschaffende, Veranstalter:innen und Clubbetreiber:innen gleichermaßen. Das Team ist aktiv an der Umsetzung von Events, wie dem Jazz Open Festival beteiligt und fungiert gleichzeitig auch als Anlaufstelle für den Austausch über Hamburg hinaus. Darüber hinaus zeichnet das Jazzbüro mit dem Hamburger Jazzpreis alle zwei Jahre eine:n herausragende:n Jazzmusiker:in aus und ermöglicht diesen auch Auftritte beim Elbjazz Festival und auf internationalen Bühnen. Zusätzlich zeigt der Jazz City Hamburg Sampler, der ebenfalls alle zwei Jahre erscheint nun bereits in der 5. Auflage spannende neue Highlights, die die Szene hervorbringt. Der Sampler konnte in diesem Jahr mit einer Sonderförderung von 130.000 € aus der Kulturbehörde als Kompositionswettbewerb ausgeschrieben werden.

WAS BRINGT DICH PERSÖNLICH ZUM JAZZ UND ZUM JAZZBÜRO HAMBURG?
Einerseits die Leidenschaft für Musik, die mich schon immer begleitet, und Jazz ist für mich schon immer ein Genre, das die Zeit in der wir leben zitiert und kommentiert. Entstanden vor allem auch in den 50er und 60er Jahren in den USA, ist er nun in Europa angekommen. Ich bin zwar selbst keine Profi-„Jazzerin“, Musik begleitet mich aber seit meinem Elternhaus, wo bereits u.a. Gerry Mulligan lief. Zuvor habe ich ein Hamburger Stadtteilkulturzentrum geleitet, bin als Vorständin bei Stadtkultur Hamburg aktiv und mit der Kulturszene in Hamburg schon lange vertraut.

MIT WELCHEN AUFGABEN UND ANFRAGEN KOMMEN EURE MITGLIEDER AUF EUCH ZU?
Das ist ganz unterschiedlich. Besonders jetzt in der aktuellen Zeit spüren wir natürlich in vielen Anfragen vermehrt Verunsicherung, die Zukunft betreffend. Hier geht es um Fördermaßnahmen, Auflagen, aber auch neue Ideen, die ausgetauscht werden, wie man die Szene der Jazzstadt Hamburg weiter stärken kann.

WAS MACHT DIE HIESSIGE JAZZSZENE AUS DEINER SICHT AUS?
Hier trifft beständig Tradition auf Neues. Seit ungefähr 10 Jahren ist besonders zu beobachten, wie viel Wandel und Kreativität hin Hamburg passiert. Der Jazz spielt mittlerweile auch an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg eine größere Rolle, besonders durch den Jazz-Master und die neue JazzHall. Man kann den Generationswechsel fast täglich erleben und förmlich spüren. Der Austausch zwischen alten Hasen und neuen Talenten ist stark. Es herrschen keine Berührungsängste vor, was den Jazz immer für Neuerungen offen hält.

Rocket Men bei unserem Festival Jazz Open in Planten un Blomen, 29.08.2021 (by Stefanie Jensen)

WO FINDET DER JAZZ IN HAMBURG STATT?
Auch hier ist das Angebot vielfältig und breit gefächert. Angefangen von Traditionsclubs wie Cotton Club oder Birdland über FatJazz im Yoko bis zum Knust, das viele Jazzformate beheimatet, wird in Hamburg viel geboten. Zudem machen es auch zahlreiche junge Formate, wie das JazzLab, Simply Jazz und das feeljazz Festival sehr vielfältig.

HAT SICH DAS PUBLIKUM DER JAZZLIEBHABER AUS DEINER SIHCT IN HAMBURG GEWANDELT?
Das Livepublikum kann natürlich durch die aktuelle Situation betrachtet nur eine besondere Momentaufnahme sein. Ich glaube, dass es sich ständig wandelt. Es findet ein natürlicher Generationswechsel statt, was aber auch durch das Programm bedingt ist. Schaut man zum Beispiel im Birdland vorbei, so wird man hier junge und ältere Jazzliebhaber gemeinsam vorfinden. Zu sehen ist dies auch an Formationen, wie ToyToy, die populäre Musik neu im Jazz verankern und somit auch ein neues Publikum ansprechen. Jazz baut eben Brücken, zwischen verschiedenen musikalischen Genres ebenso wie zwischen Generationen und Kulturen.

WELCHE BEDEUTUNG HAT EURE ARBEIT ÜBER HAMBUG HINAUS FÜR DIE SZENE?
Trotz der pandemischen Umstände bemerkbar war unsere Bedeutung als Schnittstelle für internationale Akteure bei der vergangenen Jazzahead-Messe, die nur online stattfinden konnte. Wir haben zahlreiche Anfragen erhalten, nach passenden Ansprechpartnern in der Hamburger Jazzszene. Hier können wir meist direkt auf unsere Plattform Jazz Moves verweisen, auf der zahlreiche Informationen zu finden sind. Aber auch darüber hinaus ist der internationale Austausch mit unseren Partnerstädten im europäischen Ausland Teil unserer Arbeit und wenn nicht gerade Pandemie ist, finden regelmäßig Austauschprojekte statt.

WELCHE HGHLIGHTS GIBT ES AUS DEINER SICHT RÜCKBLICKEND AUF DIE VERGANGENEN MONATE?
Die Nominierung von JAZZ MOVES HAMBURG im Deutschen Jazzpreis 2021 in der Kategorie „Journalistische Leistung“ gehört auf jeden Fall dazu. Die Plattform ist ja erst vor zwei Jahren mit einem journalistischen Schwerpunkt entstanden. Zusätzlich haben wir mit dem Jazz Moves Schnack einen Podcast ins Leben gerufen, der sehr gut angenommen wird.

Außerdem haben wir allen Fährnissen zum trotz das diesjährige Jazz Open Festival in Planten un Blomen umsetzen können. Das Wetter hat zwar so gar nicht mitgespielt, aber Jazz hat hartgesottene Fans und auch die Musiker:innen waren so dankbar, überhaupt mal wieder für ihr Publikum spielen zu können, dass sich alle Anstrengungen am Ende gelohnt haben.

Und klar, eine Förderung von 130.000€ für den Sampler bekommt man nicht alle Tage in die Hand. Die vielen Arbeitsstipendien, die wir damit vergeben konnten, sind da angekommen, wo sie nötig sind, weil die vielfach soloselbständigen Musiker:innen und Komponist:innen im übrigen vielfach durch die Raster der Corona-Hilfen gefallen sind. Das hat auch kreative Kräfte freigesetzt, wie wir bald alle werden hören können.

WAS PLANT IHR FÜR 2022?
Nach derzeitigem Stand ist unser Terminkalender bereits gut gefüllt. Wir planen gerade den Release des Jazz City Hamburg Samplers 05, im April folgt die internationale Messe Jazzahead in Bremen, für die wir die Hamburger Vertretung organisieren. Pfingsten findet dann das Elbjazz Festival mit dem Preisträgerkonzert des Hamburger Jazzpreises statt, das wir hosten. Und Anfang September folgt das jährliche Jazz Open.

Team Jazzbüro mit Hanns-Christian Gerth / PR und Marketing, Stefanie Jensen/Veranstaltungskalender Jazz Moves und GF Assistenz, Réka Csorba / Geschäftsführerin, Jan Paersch / Redaktionsleiter Jazz Moves (Hanns-Christian Gerth)

Dazwischen gilt es immer wieder Anträge für Förderungen und Ausschreibungen zu schreiben und abzurechnen, kleinere Projekte zu organisieren, zu netzwerken und demnächst bereits zu schauen, dass man auch für 2023/24 frühzeitig die richtigen Weichen stellt. Auch in enger Zusammenarbeit mit Kulturpolitik und Verwaltung.
Die Personalressourcen sind hier wie im Kulturbereich ja leider üblich ausbauwürdig. Ein neuer Vereinsvorstand, der sich breiter aufgestellt hat, wird uns dabei unterstützen, auch solche strukturellen Entwicklungsthemen in eigener Sache mal anzupacken, damit wir unsere Jazz-Szene noch besser unterstützen können.

HAST DU NOCH EIN LETZTES WORT AN DIE HAMBURGER CLUBGÄNGER:INNEN?
Get vaccinated & stay safe.

Fotocredits: 
Réka Csorba (privat); Rocket Men beim Festival Jazz Open in Planten un Blomen, 29.08.2021 (Stefanie Jensen), Team Jazzbüro by Hanns-Christian Gerth

WEITERE NEWS