Im Club mit: Lea Goltz und Chris August (Logo)

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Das Logo gehört zu einer der festen Größen der Hamburger Musikclubszene. Der Club im Grindel hat seit 50 Jahren nicht nur legendären Bands, wie Selig, Philip Boa und Rammstein eine Bühne geboten. Der Club gehört zu den Livemusiklocations, die seit Beginn der Corona Krise seine Türen durchgängig geschlossen hat. Was hat sich in den vergangenen Monaten getan und wie geht es weiter? Das neue Betreiber:innen-Team aus Lea Goltz und Chris August gibt Einblick hinter die derzeit noch geschlossenen Clubtüren.

DAS LOGO GEHÖRT SEIT FAST 50 JAHREN ZUR FESTEN GRÖßEN DER HAMBURGER MUSIKCLUBSZENE. NACH JAHREN KONSTANTER BETREIBERSTRUKTUR WURDE ZUM JAHRESANFANG 2022 EIN WECHSEL VOLLZOGEN. WAS SIND DIE BEWEGGRÜNDE FÜR DIE NEUAUFSTELLUNG?

Letztendlich war der Beweggrund die Entscheidung, das LOGO zu retten. Eberhard Gugel, der den Club seit 1994 betrieben hat, hatte nach 2 Jahren Corona keine Lust mehr und signalisierte, dass er verkaufen und sich zur Ruhe setzen will. Karsten Schölermann hatte als bereits am Logo Beteiligter Vorkaufsrecht und gibt sich jetzt tatsächlich den Wahnsinn, sich mitten in der Pandemie (noch) einen Club ans Bein zu binden. Hätte er dies nicht getan, wären jetzt die Planierraupen unterwegs Richtung LOGO und es würde dort bald schöne neue Studentenwohnungen geben. Als Karsten auf uns zugekommen ist und vorgeschlagen hat, gemeinsam eine neue Betreiber GmbH zu gründen, um zu versuchen das LOGO zu erhalten, war klar, was zu tun ist.

WIRD SICH MIT DEM BETREIBERWECHSEL AUCH DAS PROGRAMM ÄNDERN?

Nein, natürlich nicht. Chris ist ja schon seit vielen Jahren für das Booking und die Betriebsleitung vom LOGO verantwortlich. Lea hat grade ihre Ausbildung hier äußerst erfolgreich beendet. Von der Ausbildung direkt in die Geschäftsführung, so soll es doch im besten Falle sein.

WAS REIZT EUCH AN DIESER (NEUEN) AUFGABE/HERAUSFORDERUNG? / WAS IST DIE MOTIVATION IN EINER PANDEMIE EINEN MUSIKCLUB ZU ÜBERNEHMEN BZW. FORTZUFÜHREN?

Ganz ehrlich, jetzt grade reizt einen, außer der Gedanke alles für die LOGO-Rettung zu tun, absolut gar nichts. Unsere groß geplante Wiedereröffnung im Januar ist geplatzt, Februar und März haben wir grade komplett abgesagt. Wir verschieben weiterhin hauptberuflich Shows, wie seit mittlerweile 2 Jahren. Und statt mit Konzerten Menschen glücklich zu machen, schreiben wir zahllose Anträge, bisher ohne Erfolg, und versenken unser privat Erspartes, das wir grade als Grundkapital in die neue GmbH eingezahlt haben, in den Club.

Aber es ist einfach die Hoffnung, vielleicht doch nochmal im LOGO bei einer großartigen Show komplett zu eskalieren und mit all seinen Lieben Kaltgetränke zu stürzen. Den großen Traum wollen wir uns erhalten. Oder wie Karsten immer sagt: Irgendwie dafür sorgen, dass es die nächsten 10.000 Jahre ein LOGO geben wird.

DAS LOGO IST SEIT DEM 14. MÄRZ 2020 GESCHLOSSEN. WIESO WURDE SICH GEGEN EINE ÖFFNUNG IN DER BISHERIGEN PANDEMIE ENTSCHIEDEN?

Das wäre bis Ende 2021 eine Frage für den ehemaligen Betreiber Eberhard gewesen. Aber Sitzkonzerte mit Masken entsprechen nicht so ganz seiner Idee von Rock’n’Roll, wenn wir soweit für ihn sprechen können.

Jetzt grade entscheiden wir uns dagegen, weil bei Inzidenzen um die 2000 Clubkonzerte für uns keinen Sinn machen. Nach zwei Jahren Pause das LOGO wiedereröffnen für ein Konzert mit Sitzplätzen, Masken und minimaler Kapazität, um dann im besten Fall hinterher als erste Schlagzeile „Corona-Ausbruch bei Eröffnungsparty im LOGO“ zu lesen, entspricht nicht ganz unserer Wunschvorstellung vom großen LOGO-Reboot.

WELCHE FÖRDERUNGEN HABT IHR ERHALTEN UND HABEN DIE EUCH GEHOLFEN?

Auch das wäre eine Frage für Eberhard. Wir, als neue GmbH, versuchen natürlich alles zu beantragen, was irgendwie geht. Von Erfolg gekrönt wurde das bisher nicht, aber die Hoffnung stirbt natürlich zuletzt.

DURCH SPENDENAKTION UND DEN VERKAUF VON SOLI-SHORTS WURDEN ZUSÄTZLICHE GELDER GESAMMELT. WELCHEN ANTEIL AN DER CLUB-RETTUNG HAT DIESES PRIVATE ENGAGEMENT DER LOGO COMMUNITY?

Man kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass es ohne unsere Community das LOGO jetzt nicht mehr geben würde. Hilfsprogramme haben beim LOGO nicht gegriffen, das Notpolster auf dem Konto wurde schnell aufgebraucht. Von Eberhard kam die klare Ansage: wenn das Konto leer ist, macht er den Laden dicht. Durch die unglaubliche Hilfe aller Beteiligten wurde der Club über diese Zeit gerettet, so dass wir jetzt die Chance haben, noch einen Anlauf zu starten, um das LOGO zu erhalten.

WIE WAREN DIE VERGANGENEN 2 JAHRE FÜR EUCH? WELCHE GEFÜHLSSTADIEN HABT IHR DURCHLEBT?

Eine wüste Berg- und Tal-Fahrt, wobei das Tal da insgesamt deutlich die Nase vorn hatte. Aber das geht ja allen in unserem Umkreis so, Clubs, Agenturen, Musiker, Crews… Wir sitzen ja alle im selben Boot.

Trotzdem, immer wieder mit der potentiellen Schließung des Ortes, den man seit Jahren so liebt, konfrontiert zu werden, hinterlässt natürlich Spuren. Auf der anderen Seite ist man dadurch mittlerweile emotional so abgestumpft, dass einen jetzt Rückschläge, die uns allen ja auch weiterhin reichlich gegönnt werden, deutlich kälter lassen. Wir interpretieren das mal als „etwas Gutes“.

WAS HAT SICH HINTER DEN GESCHLOSSENEN TÜREN GETAN? HABT IHR UMGEBAUT? WELCHE NEUERUNGEN ERWARTEN DIE GÄSTE BEIM RE-OPENING?

Das LOGO bekommt eine kleine, feine, dezente Frischekur, aber so, dass sich der / die geneigte Logoist*in hier nach wie vor zu Hause fühlt. Wir schwingen natürlich die Pinsel mit frischer Farbe. Die Herrentoilette wird grad renoviert, die Band-Dusche ist es schon. Ein paar neue Bilder kommen an die Wände. Aber insgesamt soll das LOGO schon genauso bleiben, wie es vorher war und wie wir es immer geliebt haben.

DIE VERSCHIEBUNGEN VON KONZERTEN GEHEN WEITER. WIE WIRKT SICH DIES FÜR EUCH IM BOOKING UND DER PROGRAMMPLANUNG AUS?

Es ändert sich ja im Grunde nichts… Wir verschieben halt immer weiter und träumen immer wieder davon, dass die Shows doch irgendwann stattfinden können. Wie gesagt, kurz hatten wir ja den Traum vom Januar, mit 2G+, Türen auf und los. Bis Kollege Omikron ums Eck kam. Aber wir versuchen uns mit den Bands und Agenturen möglichst gegenseitig Mut zu machen und mit einem amtlichen Programm dazustehen, wenn wir dann doch endlich irgendwann sinnvoll aufmachen können.

HABT IHR NOCH EIN LETZTES WORT AN DIE HAMBURGER CLUBGÄNGER:INNEN?

Wir vermissen Euch… Sehr!

ZU DEN PERSONEN
Lea Goltz, Jahrgang ’99, hat nach ihrem Abitur grade im Januar 2022 ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau im LOGO mit Bravour bestanden. Jetzt steigt sie in die frisch gegründete LOGO Concerts GmbH als Geschäftsführerin ein und wird hauptsächlich für das Accounting verantwortlich sein.

Chris August, Jahrgang ’75, begann seine „LOGO-Karriere“ vor über 20 Jahren, erst auf der Bühne, dann hinterm Tresen. Nach Abschluss eines Philosophie und Amerikanistik-Studiums und der darauf folgenden Ausbildung zum Radio-Redakteur und Sprecher, kehrte er zum LOGO zurück, um erst die PR, dann seit vielen Jahren auch das Booking und die Geschäftsleitung zu übernehmen. In der neuen LOGO Concerts GmbH ist er neben der Geschäftsführung hauptsächlich für das Booking verantwortlich.

Forocredit: Lea Goltz und Michael Spangenberg

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