Im Club mit…dem Clubkombinat

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Leo, was waren damals Deine Beweggründe, um nach Hamburg zu kommen und dich hier kreativ in die Musiklandschaft einzubringen?

Ich kam damals mit meiner Tochter aus Portugal zurück nach Deutschland und stand vor der Wahl: Berlin oder Hamburg? Im Gegensatz zu Hamburg war Berlin vollgestopft mit bunter und schriller Kultur. In Hamburg fehlte eine Bar25, ein Katerblau. Ich spürte, dass Hamburg mich braucht. So bin ich letztlich mittenrein, direkt auf der Reeperbahn in einer der größten und bekanntesten Musikspielstätten der Stadt gelandet: DOCKS und PRINZENBAR.

In diesem Jahr existiert das Clubkombinat 15 Jahre – was macht ihr als Verband und warum ist dieses Netzwerk wichtig?

Wir versuchen, die Bedarfe und Schwierigkeiten, die ein Club-Betrieb mit sich bringt, in einem Kollektiv anzugehen und zu lindern. Der Zwang zur Professionalisierung in diesem Kultursektor wird stetig größer. Diese Situation beschert uns zugleich ein konstantes Wachstum an Mitgliedern, die sich vernetzen wollen und nach Rat und Lösungen suchen. 2004 auf der Gründungsversammlung im Waagenbau waren es 18 Menschen, inzwischen sind wir 163 Kulturereignisschaffende, die sich gegenseitig Hilfestellungen leisten und gegenüber Politik und Behörden ihre Belange gebündelt artikulieren.

Leider sind Lärmbeschwerden von Anwohnern in Clubnähe ein immer wiederkehrendes Problem. Welche Initiativen kann man ergreifen und wo besteht dringender Handlungsbedarf?

Dieses Phänomen, dass Menschen in belebten Stadtteilen dörfliche Ruhe wünschen und einfordern nimmt rasant zu. Hier ist die Politik gefragt, diese Konflikte zu entschärfen. Zuletzt hat ein Gutachten zur Lärmsituation von Musikclubs in den Bezirken Altona und Mitte nachgewiesen, dass Potenziale für bauliche Maßnahmen zur Reduzierung von Lärmkonflikten existieren. Diese Schallabschirmungen zu realisieren ist aber sehr teuer. Daher benötigen wir wie die KollegInnen in Berlin einen Lärmschutzfonds.

Als wäre dies noch nicht genug kommt die nächste Großbaustelle auf uns zu: Die Weltgesundheitsorganisation stellt inzwischen Musik und Motorlärm gleichermassen als gesundheitsschädlich dar.Hier müssen wir uns für eine differenzierte Betrachtung einsetzen, sonst drehen uns künftige Lärmauflagen für Konzerte den Sound ab.

In welchen Handlungsfeldern arbeitet ihr mit den Behörden und der Politik zusammen? Erfahrt ihr dort Verständnis und Unterstützung?

Hamburg steht vergleichsweise gut da und behauptet bundesweit seinen Status als Live-Musikhauptstadt. Ohne staatlichen Support gäbe es keinen Club Award und keinen Live Concert Account. Durch den Sanierungsfonds Hamburg 2020 haben wir erste Sanierungsmaßnahmen in einer handvoll Clubs realisieren können. Dieses Engagement muss konsequent auf die gesamte Clubszene ausgeweitet werden. Aktuell verweisen wir auf die negativen Folgen des Anwohnerparkens für Gewerbetreibende auf St. Pauli hin, leider noch ohne Erfolg.

Du arbeitest schon seit über 10 Jahren in der Hamburger Clubszene. Was hat sich verändert?

Früher gab es keine Registrierkassen, keinen Mindestlohn, die GEMA hatte geringe Vergütungssätze und das Sommerloch war noch überschaubar. Die Anforderungen für den wirtschaftlichen Teil eines Club-Betriebs sind dadurch wesentlich verschärft worden. Die Freiräume der Subkultur gehen damit baden. Und folglich auch die Ausprobier-Biotope für den Nachwuchs. Im Techno baut sich gerade eine DJ-Blase auf, in der zugkräftige Djs immer höhere Gagen verlangen. Ein LineUp nur mit Djs aus dem Nachwuchssegment macht den Laden aber nicht voll.

Zum Glück ist der Zusammenhalt innerhalb der Veranstalterszene gestiegen. Das wir über den Bundesverband LiveKomm in der Live DMA nun auch mit Kollegen europaweit vernetzt sind und einen europäischen Tag der offenen Clubtür begehen, war vor zehn Jahren noch undenkbar.

Warum ist es wichtig eine kreative und vielfältige Musiklandschaft in Hamburg zu haben?

Hamburg ist eine Großstadt. Menschen ziehen vom Land in diese Stadt, auch wegen der vielfältigen Kulturszene. In Eckernförde wohnen nur noch Rentner. Hamburg braucht ein vibrierendes Nachtleben, damit die jungen Leute nicht nach Tel Aviv, Lissabon oder Barcelona ziehen. Wir müssen irgendwie das schlechte Wetter ausgleichen. (lacht)

Hast du noch ein letztes Wort für die Hamburger Clubgänger?

Mein letzter Satz ist von Mahatma Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung , die du dir wünscht für diese Welt.“


Zur Person:

Susanne „Leo“ Leonhard ist 55 Jahre alt und seit 2010 als Geschäftsführerin im DOCKS/PRINZENBAR tätig. Zuvor hat sie unter anderem 15 Jahre ein Szenelokal in Schleswig-Holstein überlebt. Sie war auf den Premieren der Fullmoon-Partys auf Ko Phanghan, der Loveparade und Fusion Festival. Ehrenamtlich engagiert sich Leo im Vorstand des Clubkombinat Hamburg e.V. und der Clubstiftung.


Tag der offenen Clubtür:

Am Samstag, den 02. Februar 2019 findet zwischen 13 bis 18 Uhr zum zweiten Mal europaweit ein Aktionstag statt, bei dem Besucher kostenlos einen Blick hinter die Kulissen von Musikspielstätten werfen können. Programme und Informationen unter: openclubday.clubkombinat.de

Verlosung Club Award:

Wir verlosen 3x 2 Tickets für die Preisverleihung der Hamburger Club Awards am 24. Januar 2019 im DOCKS. Für einen Zutritt zur dieser exklusiven Branchenveranstaltung sendet bis zum 18. Januar eine Mail an kommunikation@clubkombinat.de mit dem Betreff (Verlosung Club Award) und einem Vor- und Nachnamen. Die Gewinner werden per E-Mail informiert.

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