Hamburg: Sterben die Musikclubs in Hamburg aus? oder Wo die Musik noch spielt…


Eine Untersuchung des Clubkombinats gibt Antworten.

Nicht erst seit dem Dachbrand im Golden Pudel Club Mitte Februar geistert das Wort “Clubsterben” durch die Medien. Viele befürchten eine Verödung des Nachtlebens. Doch wie entwickelt sich die Clublandschaft wirklich? Das Clubkombinat Hamburg e.V. hat die Entwicklungen in den letzten 24 Monaten genauer unter die Lupe genommen. „Wir haben Schließungen, Neugründungen, Betreiberwechsel und Umzüge dokumentiert und konnten so ein ungefähres Lagebild zeichnen.”, sagt Thore Debor, Geschäftsführer des Clubkombinats. Das Ergebnis: Insgesamt existierten im Jahr 2015 über 101 Musikclubs in Hamburg, die Konzerte veranstalten. Für die 24 betrachteten Monate ist dabei sogar ein leichtes Plus von sieben neuen Musikbühnen zu verzeichnen. So entstanden mit dem Cascadas, dem PAL, dem VOLT, dem Resonanzraum, der Halle 424 und dem Häkken gleich sechs gänzlich neue Musikspielstätten. Im Klubhaus am Spielbudenplatz mit seinen verschiedenen Vermietungen feierte zudem das kukuun sein Comeback.

Die Club Map listet alle Musikclubs im Clubkombinat aufDas Clubkombinat stellt als Fazit seiner Erhebung fest, dass bei der Anzahl der Musikbühnen durch die gemeinsam mit Politik und Behörden entwickelten Maßnahmen (Einführung des Live Concert Account und Club Award in 2009, Errichtung der Clubstiftung in 2010 und Gründung der LiveKomm in 2012) eine stabilisierende Wirkung erzielt werden konnte.

Von einer Entwarnung hinsichtlich der prekären Situation der Kulturbetriebe kann und will das Clubkombinat dennoch nicht sprechen. Trotz aller erfreulichen Entwicklungen und Neugründungen gibt es weiterhin vielerlei externe Bedrohungen. Regelmäßig verursacht ein viermonatiges Sommerloch starke Umsatzeinbußen. Preisanstiege im Wohnungsmarkt wirken sich – insbesondere bei jungen Leuten – auf das Ausgehverhalten aus. Viele können sich Club- und Konzertbesuche bei den Mietkosten in Großstädten kaum leisten. Zudem ist der Betrieb eines Musikclubs sehr personalintensiv. Auch in guten Zeiten können kaum Rücklagen gebildet werden, um wirtschaftliche Durststrecken zu überbrücken. Dies sind nur drei von vielen Faktoren, die die prekäre Situation für den Betrieb von Musikbühnen weiterhin unkalkulierbar und schwer machen.

Aktuell sind einige Clubs in Hamburg konkret bedroht. So ist gegenwärtig etwa die Zukunft der MS Stubnitz unklar. Der Betrieb der drei Clubs an der Sternbrücke (Astra Stube, Fundbureau und Waagenbau), deren Pachtverträge in absehbarer Zeit auslaufen, ist ebenfalls ungeklärt und würde ein großes Loch in die Clubszene reißen. Die Beobachtungen in den ersten Monaten des laufenden Jahres (u. a. Hasenschaukel, Cobra Bar und Golden Pudel Club) zeigen, dass das positive Lagebild schnell kippen kann. „Die Hamburger Clubszene ähnelt der Flora und Fauna. Auch hier existieren zarte und seltene Arten und bilden ein Ökosystem, das es ständig zu pflegen und beharrlich zu beschützen gilt”, mein Thore Debor. An die Stadt appelliert er hinsichtlich mehr Unterstützung: „Hamburg vermarktet sich als Musikstadt und ist in diesem Bereich im nationalen Vergleich auch weit vorne. Den Betreibern an der Basis machen unter anderem Mietpreisentwicklungen, GEMA-Kostensteigerungen und vermehrte Energiekosten das Überleben schwer. Hierbei sollte auch die Stadt unterstützend eingreifen und sie vergleichbar mit anderen musikalischen Leuchttürmen behandeln. Neben einer deutlichen Erhöhung der Infrastrukturförderung von aktuell 0,60 € pro Konzertbesucher für private Musikbühnen bedarf es eines jährlichen Investitionsfonds, der Sonderbedarfe, zum Beispiel bei Energieeinsparungs-, Bau- und Sanierungsmaßnahmen abdeckt.“

Die komplette Betrachtung der Hamburger Clublandschaft finden Sie hier.

PRESSEMITTEILUNG DOWNLOAD

Übersicht: Veränderungen in der Clublandschaft 2014/2015

Neugründungen

(Bezirk)

Betreiberwechsel mit neuem Konzept

(Bezirk)

Betreiberwechsel

Umzüge

Clubs in Not

(Bezirk)

Cascadas

(Mitte)

Birdland

(Eimsbüttel)

Astra Stube

Freundlich + Kompetent

Hasenschaukel

(Mitte)

Häkken

(Mitte)

Club Riff (ehemals Flavaclub)

(Wandsbek)

Hörsaal

Hörsaal

Kir

(Eimsbüttel)

Halle 424

(Mitte)

EVO (ehemals Funky Pussy Club)

(Mitte)

Klub K

kir

MS Stubnitz

(Mitte)

kukuun

(Mitte)

Menschenzoo

(Mitte)

Marias Ballroom

Molotow

Stellwerk

(Harburg)

Resonanzraum

(Mitte)

Monkeys

Music Club (ehemals kir)

(Altona)

Music Club Live

PAL

(Mitte)

Turtur (ehemals Tonne)

(Mitte)

Villa Nova

VOLT

(Mitte)

Unterm Strich (Kellergeschoss Moondoo)

(Mitte)

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