Mitte Februar 2024 führte das Clubkombinat unter seinen Mitgliedern eine Umfrage zur Einschätzung der aktuellen Lage durch.
HINTERGRUND
Die Herbst/Winter-Saison 2023/2024 war die erste seit Corona-Ausbruch, die die Clubszene ohne zusätzliche staatliche Hilfsprogramme überstehen musste. Über zwei Jahre (von März 2020 bis April 2022) war der Live-Kulturbetrieb von einem Normalgeschäft unterbrochen und mit drei Lockdowns längere Phasen gänzlich vom Publikum abgeschnitten.
DIE ERGEBNISSE
Nach der „Zeitenwende“ und anschließender Inflation sinkt im Vergleich zu der Phase vor der Pandemie (Bezugsjahr 2019) der Gesamtumsatz aktuell im Durchschnitt um minus 7%. Die Besuchendenzahlen sacken im selben Vergleich um 13% ab, während der Getränkeumsatz um 9% schrumpft.
Als größte Herausforderungen werten die Befragten mit 81% allgemeine Kostensteigerungen, gefolgt von Personalausfällen (51%) und finanziellen
Schwierigkeiten (46%). 8% erwägen eine Betriebsaufgabe in den nächsten 12 Monaten.
Besonders alarmierend für das Ökosystem der Musikwirtschaft ist, dass die Befragten mit einem Wert von 64% angeben, dass sie aufgrund der diversen Preissteigerungen und der wirtschaftlichen Situation das Booking bzw. die Programmplanungen anpassen und aktuell weniger Nachwuchs-Künstler:innen eine Live-Bühne bieten können als bislang. Der ewige Strom an musikalischen Talenten, die dann später die großen Hallen und Stadien befüllen, droht ohne gegensteuernde Maßnahmen zu versiegen.
70% bestätigen, dass sie sich in einer Zwickmühle befinden, denn die Erfordernis für steigende Eintritts- und Getränkepreise kann sich nach Einschätzungen das preissensible Publikum kaum noch leisten. Die Betreibenden sehen sich mangels ausreichender Förderung gezwungen die Preise dennoch anzupassen. Die Zugänglichkeit zur Live-Kultur droht somit zunehmend zu einer sozialen Frage zu werden. Die Weiterführung der Betriebe über die kommenden 12 Monate hinaus ohne finanzielle Unterstützung durch zusätzliche Förderungen verneinen 36% (13% (NEIN) + 23% (EHER NEIN). 51% sehen einen Mehrbedarf an staatlichen Fördermitteln für Betriebs- und/oder Programmzuschüsse.
Daneben werden im Bereich Schallschutz (56%) und ökologische Nachhaltigkeit (46%) als dringendste Investitionsbedarfe gesehen.
Der Rücklauf verzeichnete mit 43 Beteiligungen bei 164 befragten Mitgliedern (107 Musikspielstätten, 56 Veranstalter:innen, ohne Fördermitglieder) eine Quote von 26,4%.
Von den Teilnehmenden waren 29 Betreiber:innen eines Clubs/einer Musikspielstätte (76.32%). Die restlichen Antworten stammten von Veranstalter:innen, Kollektiv-Vertreter:in und Sonstige.
Der Fragebogen wurde mit der Berliner Clubcommission abgestimmt und nahezuzeitgleich durchgeführt, so dass künftig erstmals Vergleiche mit einer anderen Metropole in Deutschland möglich sind