Club-Asse: Karsten Schölermann // Knust


In unserer Reihe „Club-Asse – Macher, Mucker & Moneten“ stellen wir euch regelmäßig die Köpfe hinter Hamburgs Musikclubs in einem Interview vor. Unser heutiges Club-Ass ist Karsten Schölermann vom Knust.

Club-Ass: Karsten Schölermann / Knust

 

„Weil ich glaube, dass wir für unsere Stadt und unsere Seele Wichtiges tun…“, so beschreibt Karsten Schölermann seine Motivation als langjähriger Clubbetreiber.

Die Lebensleistung eines Clubbetreibers lässt sich zwar nicht mit Geld aufwiegen, doch Hamburgs Clubkultur wäre um einiges ärmer, wenn es nicht Menschen wie ihn geben würde, die sich mit Herzblut, Leidenschaft und einer gesunden Portion Lakonie für die Verteidigung alter und neuer Kulturfreiräume einsetzen. Das Thema Musikstadt in Hamburg voranzutreiben, ist ein Wunsch, der den Hobby-Musiker und Geschäftsführer des Knusts seit den 80ern bewegt.

Aufbruch und Wandel des Clubs hat er von der ersten Station in der Brandstwiete bis zum heutigen Standort in der alten Rindermarkthalle mitgestaltet. Doch das ist nicht alles: Hauptberuflich ist er als Musik- und Sportveranstalter unterwegs, ehrenamtlich im Vorstand der LIVEKOMM (Bundesverband der Live-Musikspielstätten). Weiterhin gehen die Gründung von ROCK CITY e.v. (1987), die NACHT DER CLUBS (1988-2000) und das ROCKSPEKTAKEL auf dem Rathausmarkt, das er seit über 30 Jahren umsonst und draußen veranstaltet, auf sein Konto.

Das Geschäftsmodell des Knust zeichnet sich durch eine Vielzahl an Formaten aus, wie beispielsweise die legendäre Hamburger Engtanzfete oder die Knust Acoustics auf dem Lattenplatz. Dieser verwandelt sich im Sommer in eine Kulturzone, in der sich alles um die Musik dreht. Jeden Mittwoch geben auf der Open Air-Bühne des Clubs Newcomer Akustik-Sets zum Besten – wie der damals noch unbekannte Gisbert zu Knyphausen. Dabei geht es nicht um kommerziellen Erfolg, sondern um die Idee, neuen Künstlern eine Bühne zu bieten, auf der sie sich ausprobieren, auf der sie fernab von Mainstream und Konsumgedanken experimentieren können. So kommen auch in der Schaffensbilanz von Karsten Schölermann Gewinn und Verlust nicht vor – die Gradwanderung zwischen „Sorge und Leichtsinn“ und der abgebrühte Idealismus, mit dem man dem chaotischen Club-Alltag entgegentreten muss, sind sowieso unbezahlbar.

Frage: „Welche Clubstationen hast du schon hinter dir?“

Karsten: „Knust, Knust und Knust.“

Frage: „Wie bist du zu diesem Club gekommen?“

Karsten: „1984 raffte eine Steuerprüfung meinen Knust-Vorgänger dahin…Er war plötzlich weg und ließ mich mit seinem Schlüssel allein.“

Frage: „Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben fallen bei dir an?“

Karsten: „Zwischen Sorge und Leichtsinn navigieren und junge Menschen bitten, das Nötige zu tun.“

Frage: „Was ist aktuell deine größte Sorge, deine größte Baustelle? Wo brennt es?“

Karsten: „Wem darf ich den Schlüssel hinlegen und verschwinden…“

Frage: „Was war mit dem Club dein kuriosestes Behördenerlebnis?“

Karsten: „Die Behördendrohung „Wir entziehen Ihnen die Konzession“ – wahrheitsgemäß mit „Wir haben doch gar keine“ zu beantworten.“

Frage: „Karsten, warum tust du dir das Knust eigentlich an?“

Karsten: „Ich hatte keine Wahl und konnte mich nicht wehren.“

Frage: „Welche Wirkung hat die Förderung durch den Live Concert Account auf das Knust?“

Karsten: „Stabilität statt Hoffnung in Sachen Mindestförderung.“

Frage: „Wie wirkt sich die Mitgliedschaft beim Clubkombinat Hamburg e.V. aus?“

Karsten: „Austausch, Solidarität, Hilfe und (neue) Freundschaften mit den Liebes- und Leidensgenossen.“

Frage: „Eine gute Fee sitzt eines Abends bei dir am Tresen. Was wäre dein dringlichster Wunsch?“

Karsten: „Die Subventionsmittel aller 60 deutschen Staatsopern halbieren zu dürfen, um das frei werdende Geld in Musikclubs zu stecken.“

Frage: „Worauf freust du dich in der kommenden Saison am meisten?“

Karsten: „Die alte Saison ohne Schulden geschafft zu haben.“

Frage: „Welches Konzert wirst du nie vergessen? Was war da los?“

Karsten: „Kettcar / 40 Jahre Knust. Den Lattenplatz als Konzertfläche benutzen zu dürfen.“

Frage: „Welche Band, welcher Künstler, der kürzlich bei euch aufgetreten ist, hat das Zeug, um richtig durchzustarten?“

Karsten: „Alle – denn man weiß nie vorher, wen der Zeitgeist erwischt.“

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