Im Club mit: Schnipo Schranke


Schnipo Schranke Pressefoto
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Wo kann man in Hamburg am besten Schnitzel mit Pommes, Ketchup und Mayo, also „Schnipo Schranke“ essen?

Ernst: Früher im Backbord, aber das gibt es ja leider nicht mehr. Ich weiß gar nicht, wo man jetzt noch Schnipo Schranke kriegt.

Reis: Das ist ja ein Essen, das man gut gebrauchen kann, wenn man einen Kater hat oder eine ordentliche Grundlage braucht. Da ich aber seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr trinke, esse ich auch kein Schnipo Schranke mehr (lacht).

Ihr habt euch auf der Musikhochschule in Frankfurt kennen gelernt. Was hat euch Ende 2013 nach Hamburg verschlagen?

Ernst: Als wir in Frankfurt erste Konzerte spielten, haben wir schnell gemerkt, dass es da einfach nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Außerdem ist eine Musikhochschule eine total andere Welt und es hat uns gefehlt, uns mit Gleichgesinnten und anderen Bands austauschen zu können.

Reis: Auf Hamburg kamen wir, weil wir zu der Zeit viel Rocko Schamoni gelesen und gehört haben. Ein einschneidendes Erlebnis war auch ein Fraktus-Konzert. Dadurch hatte ich die Erkenntnis, dass man auf der Bühne tatsächlich machen kann, was man will. Auf die Idee muss man erst mal kommen, wenn man auf eine Musikhochschule geht, wo immer alles vorgefertigt ist.

Es heißt, ihr hättet Schamoni betrunken eine Demo-CD in die Hand gedrückt.

Reis: Das stimmt. Dafür, dass wir dermaßen aufdringlich waren, hat er wirklich sehr nett reagiert. Er hat die CD dann auf dem Weg zurück nach Hamburg im Auto gehört und uns wenig später auf Facebook geschrieben, dass er das gut findet, was wir machen. Klingt wie ein Märchen, aber er hat uns dann an das Label Staatsakt verwiesen.

Könnt ihr euch noch an euren ersten Clubbesuch in Hamburg erinnern?

Reis: An dem Abend, an dem ich nach Hamburg gezogen bin, war ich abends in der Fabrik auf einer Pudel-Veranstaltung. Dort habe ich die Leute kennen gelernt, mit denen wir jetzt noch zu tun haben – darunter Ente, meinen Mann und unser Schlagzeuger.

Mit welchem Laden verbindet ihr die meisten Erinnerungen?

Reis: Auf jeden Fall mit dem Pudel. Mir war sofort klar, dass das ein Umfeld sein könnte. Ich habe mich da irgendwie aufgehoben gefühlt, weil der Pudel ein Ort ist, an dem es keine Etikette gibt. Eine zeitlang war ich wirklich täglich da. Im Pudel habe ich Ente das erste Mal geküsst – das sind wichtige Erinnerungen!

Ernst: Das Uebel & Gefährlich war aber auch wichtig für uns. Wir haben uns immer gewünscht, mal in dem Bunker spielen zu können und treten da diesen Monat jetzt schon zum dritten Mal auf. Das ist immer eine große Herausforderung.

Was macht einen guten Club aus?

Ernst: Ich will keine Angst haben müssen, dass ich nicht rein komme, wenn ich nicht gerade ein Konzert spiele.

Reis: Genau, man sollte nicht zu einer Elite gehören müssen, um Stammgast sein zu dürfen. Die Musik ist natürlich auch wichtig, vor allem aber die Menschen. Wie man das als Clubbesitzer macht, dass sich bei einem die richtigen Leute treffen, weiß ich nicht. Da kommen viele Dinge zusammen: Programm, Atmosphäre…

Wie würdet ihr die Clubszene in Hamburg insgesamt beschreiben?

Ernst: Wir sind ja viel auf Tour, dadurch merkt man immer wieder, dass es hier im Vergleich zu vielen anderen deutschen Städten echt viel gibt.
Reis: Eine Sache fehlt in Hamburg aber: Wenn Hasch endlich mal legalisiert wird, würde ich mir einen Club wünschen, in dem keiner Alkohol trinken darf. So einen Chiller-Club für tagsüber, mit ganz leiser Musik. Es gibt nur Hasch und Limo und um 18 Uhr macht der Laden zu (lacht).

Mal angenommen ihr wärt Kultursenatorin, was könnte man in Hamburg sonst noch verbessern?

Ernst: Hamburg ist so viel besser als Frankfurt und es gibt so viele Auftrittsmöglichkeiten – deswegen gönne ich mir gerade noch gar nicht den Luxus darüber nachzudenken, was man besser machen könnte. Wir sind ja auch erst drei Jahre hier, wir können das vielleicht noch gar nicht beurteilen.

Reis: Wir kriegen natürlich schon mit, dass viele auch am Kämpfen sind. Aber wir fühlen uns bis jetzt eigentlich ziemlich gebauchpinselt hier.

Wenn ihr in Hamburg ein Konzert organisieren dürftet, wen würdet ihr buchen und in welche Location?

Reis: Ich würde Pulp wiedervereinigen in den Park Fiction buchen. Da hat man immer eine schöne Aussicht und außerdem habe ich da geheiratet – in der „Chapel of Love“. Das sind zwei Mädels, die einen Wohnwagen haben, in dem man heiraten kann. Wenn man will, kann man da auch seine Gitarre heiraten.

Ernst: The Cure könnten auch noch auftreten als Vorgruppe. Die waren ja neulich in der Barclaycard Arena, aber das war mir einfach viel zu groß. Das ist das lustige: Wenn man auf Konzerte geht, möchte man immer, dass die Club klein sind, aber wenn man selbst spielt, sollen möglichst viele Leute kommen.

Bei welchem Konzert würdet ihr im November gerne auf der Gästeliste stehen?

Reis: Bei Queens Of The Stonne Age am 15. November in der Sporthalle. Das letzte Album von denen hatte ich bei meinem Urlaub in Thailand dabei und ich habe vier Wochen lang nur diese Platte gehört.

Ernst: Ich wäre super gerne zu den Gorillaz am 19. November in der Sporthalle gegangen, aber leider sind wir da selbst auf Tour…

Habt ihr noch ein letztes Wort an die Hamburger Clubgänger?

Reis: Scheiß Nazis!


ZUR BAND

Daniela Reis und Friederike „Fritzi“ Ernst lernten sich auf der Musikhochschule Frankfurt kennen, wo Reis Cello und Ernst Blockflöte studierte. 2012 gründeten sie Schnipo Schranke. Der Bandname ist eine Wortschöpfung des Comedians Kurt Krömer und steht für das Imbissgericht Schnitzel mit Pommes und Mayonnaise/Ketchup. Bei einer Lesung drückten die beiden Rocko Schamoni eine Demo-CD in die Hand, bekamen so einen Plattenvertrag und sorgten mit der ersten Single „Pisse“ direkt für Aufsehen. Ihr Debütalbum „Satt“ wurde von Ted Gaier von den Goldenen Zitronen produziert, der Nachfolger „Rare“ erschien diesen Februar.


ZUR MUSIK

Schnipo Schranke Album Cover Rare„Vulgäre Texte und Leierkasten-Grooves“, „Obszönitäten-Chanson“ oder auch „HipHop-Chanson-Fuck“ – die Bezeichnungen für den Stil von Schnipo Schranke sind so ungewöhnlich wie die Musik selbst. Eingängige Melodien, minimalistisch eingespielt mit Blockflöte, Schlagzeug, Klavier und Synthesizer, kombinieren Daniela Reis und Fritzi Ernst mit cleveren Texten, bei denen jedes Wortspiel sitzt. Ähnlichkeiten zu den Lassie Singers sind allerdings Zufall. Ernst: „Wir wollten kreativ sein und was Eigenes machen.“


SCHNIPO SCHRANKE live

„Keine Bewegung Festival“ mit Lea Porcelain, Odd Couple, Neufundland u.a.

Datum: 30. November 2017 Ort: Uebel & Gefährlich

Einlass: 19.00 Uhr Beginn: 19.30 Uhr

Tickets: 27,10 Euro

Ticket-Verlosung

https://www.facebook.com/clubkombinat/posts/899250913559168

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