Im Club mit … Hundreds


Ihr stammt ursprünglich aus Bayern – wie seid ihr mit Hundreds in Hamburg gelandet?

Eva: Ich habe in Niedersachsen studiert und anschließend in Bielefeld gearbeitet. Irgendwann war ich dann mal mit Freunden zum Reeperbahn Festival in Hamburg verabredet. Leider waren sie über vier Stunden zu spät und da ich niemanden kannte, bin ich alleine an den Hafen gegangen. Neben mir saß eine 80-jährige Ur-Hamburgerin auf ihrem Sitzkissen, das sie mitgebracht hatte. Während die Sonne unterging, erzählte sie mir ihre Lebensgeschichte. In dem Moment dachte ich‚ ich muss hierher ziehen. Ein halbes Jahr später wohnte ich in Hamburg. Philipp ist dann irgendwann nachgekommen.

Was gefällt dir an Hamburg?

Eva: Hamburg ist überschaubar, obwohl es eine Großstadt ist. Wenn man in Eimsbüttel, Altona oder St. Pauli wohnt, ist man mit dem Fahrrad in 15 Minuten überall. Trotzdem hat Hamburg eine gewisse Weite. Man kann an den Hafen gehen, sich an den Elbstand setzen oder in den Jenischpark fahren – das mag ich. Und die Leute sind hier weltoffener. Keine Ahnung, ob ich mir das einbilde, aber ich finde die Hamburger sind relaxter und freundlicher.

Kannst du dich noch an deinen ersten Clubbesuch in Hamburg erinnern?

Eva: Ich war immer im Grünen Jäger bei „Pretty Things“, der Indie-Party von Jan Wigger. Ich habe es geliebt dort. Dieses kleine Häuschen mitten im Getümmel, und immer gute Musik. Wenn du aus der Kleinstadt kommst und auf einmal so eine Musikauswahl hörst, mit allem, was du Zuhause im Regal hast – mich hat das total umgehauen.

Wo trifft man dich heute am Tresen?

Eva: Wenn ich etwas trinken gehe, dann am liebsten in Ottensen, im Familieneck oder so. Zum Konzerte gucken gehe ich super gerne in den Mojo Club. Das ist schon spannend da unter der Erde. Und wenn ich mal tanzen will, dann auf den Mis-Shapes Partys. Da ist die Atmosphäre einfach gut, weil es so offen ist und jeder kommen kann. Die Musik ist toll und die Leute sind angenehm.

Wie muss ein guter Club sein?

Eva: Ich finde es super, wenn man raus kann – zum Beispiel im Uebel & Gefährlich aufs Dach. Es muss ruhige Ecken geben. Eine bestimmte Offenheit beim Publikum. Und ich mag’s verspielt, wenn es ein bisschen was zu entdecken gibt. Kunst an den Wänden oder Lichtinstallationen.

Was macht die Hamburger Clublandschaft insgesamt aus?

Eva: In Berlin ist die Clublandschaft vielleicht etwas wilder oder experimenteller, aber in Hamburg ist sie so gefestigt. Vom Waagenbau bis zur Cobra Bar – das sind alles Institutionen. Das Angebot ist sehr breit gefächert und wenn man einmal den richtigen Club für sich gefunden hat, wird man da auch glücklich.

Mal angenommen, du könntest in der Hamburger Kulturpolitik ein Wörtchen mitreden – welche Projekte würdest du angehen?

Eva: Erst mal würde ich eine Menge Geld ins Gängeviertel pumpen. Ich finde es total spannend, was da alles entsteht. Überhaupt würde ich versuchen Freiräume zu schaffen und hier ansässige Künstler zu unterstützen. Vielleicht ein altes Haus mieten, so wie das Frappant, in dem ja Galerien ansässig sind, nur eben für Musik. Mit einer Bühne drin, günstigen Proberäumen und Workshops, bei denen Musiker lernen, wie man sich im Musikbusiness behauptet. Eine Art Musikhaus also.

Wenn du anschließend noch ein Konzert auf die Beine stellen dürftest, wen würdest du buchen und in welchen Club?

Eva: Ich würde etwas unter freiem Himmel machen, irgendwo im Hafengebiet. So wie das Dockville Festival, aber nicht ganz so groß. Wer soll dort spielen? Ich könnte jetzt all meine Lieblingskünstler aufzählen, aber viel lieber würde ich das Ganze so Hamburg-spezifisch wie möglich machen. Es gibt hier eine so lebendige Bandkultur, aber das geht manchmal ein bisschen unter. Ich würde also spannende kleine Bands aus Hamburg engagieren.

Mit Hundreds habt ihr bereits zahlreiche Konzerte in Hamburg gespielt. Welchen Auftritt wirst du nie vergessen?

Eva: Auf jeden Fall unsere erste Hamburg-Show in einer kleinen Bar in der Weidenallee namens „Sonnenseite“. Eigentlich finden dort gar keine Konzerte statt. Ich habe aber nebenan gearbeitet, oft meine Mittagspause in der Bar verbracht und irgendwann erzählt, dass ich eine Band habe. So kam es, dass die Besitzer fragten, ob wir nicht mal spielen wollen. Zu der Show kam tatsächlich unser altes Label Sinnbus – und hat uns direkt vom Fleck weg unter Vertrag genommen. So fing alles an. Nie vergessen werde ich aber auch unser erstes ausverkauftes Konzert im Turmzimmer vom Uebel & Gefährlich. Unser Debütalbum war damals noch nicht mal draußen und ich hätte nie damit gerechnet, dass so viele Leute kommen. Das war schon überwältigend.

Mittlerweile sind eure Shows dank der Videoinstallationen ein kleines Gesamtkunstwerk. Wie wichtig ist dieser visuelle Aspekt?

Eva: Uns ist das extrem wichtig. Konzerte sind ja der Moment, in dem man als Band seine Einzigartigkeit beweisen kann. Ein Singer/Songwriter mit Gitarre muss keine Visuals haben, aber bei uns passt es einfach und deshalb versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten das Beste herauszuholen. Wir wollen die Leute auf eine Reise mitnehmen. So wie ein guter Film. Sie sollen am Ende nach Hause gehen und sagen „Wow, was war das denn?“.

Bei welchem Konzert würdest du im kommenden Monat selbst gerne auf der Gästeliste stehen?

Eva: Justin Bieber am 14. November in der Barclaycard Arena (lacht). Aber eher aus Neugierde, um zu gucken, was er auf der Bühne macht. Ich würde mir nie ein Ticket kaufen, finde große Shows von Künstlern wie Rihanna oder Beyoncé aber total spannend. Zu Beak am 15. November im Nochtspeicher würde ich auch gerne gehen. Das sind ja die Portishead-Leute. Und zu Bernhoft am 17. November in der Fabrik. Der ist auf dem gleichen Label wie wir und soll ziemlich gut sein.


ZUR BAND

Ursprünglich stammen die beiden Geschwister Eva und Philipp Milner aus Lohr am Main. Schon als Kinder haben sie zusammen Musik gemacht, 2007 gründeten sie in Hamburg schließlich ihr Band-Projekt Hundreds. Das selbstbetitelte Debüt erschien 2010, mit dem Nachfolger schafften Hundreds es 2014 auf Platz 49 der deutschen Charts. Vor zwei Jahren zogen die beiden ins Wendland – drei Dörfer entfernt von Madsen – wo sie sich ihr eigenes Studio eingerichtet haben und nun auch ihr drittes Album „Wilderness“ aufnahmen.


ZUM ALBUM

Direkt nach Ende ihrer letzten Tour begannen Hundreds an ihrem dritten Album zu arbeiten. Weil sie dieses Mal bewusst Neues ausprobieren wollten, haben sie sich von klassischen Songstrukturen zum Teil verabschiedet. Neben typischen, leichtfüßigen Popnummern gibt es auf „Wilderness“ also auch ein paar recht düstere, experimentelle Songs. Dazu singt Eva Milner nicht mehr bloß von ihrem persönlichen Befinden, sondern beschäftigt sich zunehmend mit ihrer Umwelt und der Menschheit. „Wilderness“ erscheint am 4. November.


HUNDREDS live in Hamburg

Datum: 16. November 2016

Ort: Gruenspan

Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr

Tickets: 29,40 Euro

GEWINNSPIEL: Diesen Monat gibt es zum Konzert ein Gewinnspiel, bei dem ihr 1 x 2 Gästelistenplätze gewinnen könnt. Schreibt uns dazu eine Mail mit dem Betreff „Gewinnspiel Hundreds“ und warum ihr unbedingt dabei sein solltet, an app [at] clubkombinat.de oder verwendet unser Kontaktformular im Menüpunkt INFO. Viel Glück!

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