Im Club mit … Anna Depenbusch


Jeden Monat sprechen wir mit einer Hamburger Band oder einem / einer KünstlerIn über die hiesige Clublandschaft. Im Juli 2017 mit: Anna Depenbusch. Alle Interviews erscheinen auch im Clubplan Heft und in der Clubplan App. Alle vergangenen Ausgaben stehen in unserem Archiv.

Dein Durchbruch gelang dir, nachdem du 2010 bei „Inas Nacht“ aufgetreten bist und Ina Müller mit deinem Song „Kommando Untergang“ zu Tränen gerührt hast. Kommt es oft vor, dass Menschen bei deinen Konzerten so berührt sind?

Fotocredit: Sandra Ludewig

Anna Depenbusch: Es kommt tatsächlich relativ häufig vor, dass jemand ein Tränchen verdrückt. Ich glaube das sind Erinnerungen, die hochkommen. Was ich auch gerne mag: Wenn sich ein Pärchen in meinen Liedern wieder erkennt. Die stoßen sich dann so an, nach dem Motto „wie bei uns“. Da ist wirklich die ganze Bandbreite dabei. Ich habe auch viele lustige Lieder, bei denen die Leute lachen. Und manchmal schläft jemand ein – aber zum Glück nur selten (lacht).

Welches deiner vielen Konzerte in Hamburg wirst du nie vergessen?

Depenbusch: 2006 in der Fabrik. Das war das erste Mal, dass ich selbst, auf eigenes Risiko, ein Konzert veranstaltet habe. Ich hatte mich finanziell ziemlich ruiniert, da ich mit vier Streichern und vier Bläsern gespielt habe. Das war ein Traum, den ich mir erfüllen wollte. Am Ende waren 600 Leute da und ich war total überwältigt. Für mich war das auch eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Kannst du dich noch an deinen ersten Club- oder Konzertbesuch als Gast erinnern?

Depenbusch: Mein erstes großes Konzert war Michael Jackson 1988 im Volksparkstadion. Ich war damals elf und mit meinen besten Freunden und deren Vätern da. Das war natürlich total aufregend. Später, als Teenager, bin ich auf sehr unterschiedliche Konzerte gegangen. Mein Bruder, der drei Jahre älter ist, war Jazz-Fan. Mit ihm war ich oft im Birdland bei der Jam-Session. Ich habe meine musikalische Vergangenheit als sehr bunt in Erinnerung.

Mit welchem Laden verbindest du die meisten Erinnerungen?

Depenbusch: Angie’s Nightclub! Dort bin ich öfter aufgetreten, als ich zählen kann. Ich hatte dort einen Schülerjob als Kartenabreißerin. Nachts um zwölf gibt es dort ja immer die Tresenshow: Jeder der will, kann sich auf den Tresen stellen und etwas präsentieren. Man kann jonglieren, Witze erzählen – und ich habe eben gesungen. Eines Abends hat mich Corny Littmann vom Schmidt Theater gehört und vorgeschlagen, dass ich dort regelmäßig singe. Das war meine gesangliche Schule. Ich bin zum Teil vier Abende pro Woche aufgetreten. Deshalb habe ich als ich jung war praktisch keine Freizeit in Clubs verbracht. Ich hatte immer selber Auftritte!

Wo trifft man dich heute?

Depenbusch: Den Hafenbahnhof mag ich sehr gerne, vor allem wegen seiner Lage. Dort kann man sich ein Bier und einen Streuselkuchen holen, sich auf die Treppen ans Wasser setzen und trotzdem noch was vom Konzert hören. Das Schanzenzelt finde ich auch immer toll, weil das Programm so vielfältig ist. Und ich bin gerne in der Toastbar und der ganzen Ecke um das Knust und das Uebel & Gefährlich herum. Mittwochs sind im Knust ja immer die Acoustics, da schlendere ich oft vorbei und schaue, wer spielt. Die Atmosphäre ist dort einfach toll.

Was macht einen guten Club aus?

Depenbusch: Ein abwechslungsreiches Programm, das auch mal experimentell ist. Außerdem mag ich Clubs, die ein bisschen verwinkelt sind. In denen es Ecken gibt, die man nicht sofort sieht und wo man es sich gemütlich machen kann.

Kannst du dich erinnern, wann du das letzte Mal eine Nacht durchgemacht hast?

Depenbusch: Ich gehe eher zu Konzerten, als dass ich tanzen gehe. Die Situation, im Hellen aus einem Club zu kommen, habe ich bestimmt seit 15 Jahren nicht mehr erlebt. Das passiert mir eher, wenn ich mit Freunden unterwegs bin, man auf irgendeiner Parkbank hängen bleibt und bis zum Sonnenaufgang quatscht.

Wie würdest du die Clublandschaft in Hamburg insgesamt beschreiben?

Depenbusch: Es geht wieder mehr, es herrscht mehr Vielfalt und es kommen auch neue Clubs, zum Beispiel der Nochtspeicher. Also irgendwie sind wir scheinbar über den Berg, das Clubsterben ist nicht mehr so schlimm. Ich habe das Gefühl Hamburg ist in Bewegung.

Mal angenommen du wärst Kultursenatorin, was würdest du verändern?

Depenbusch: Ich würde mehr Geld locker machen für die Kultur, und zwar zum Ausprobieren. Für Sachen, die nicht gleich total viel Geld abwerfen müssen, sondern für Vielfalt und Abwechslung sorgen. Mehr Festivals, die man ausprobiert. Das Reeperbahn Festival zum Beispiel ist ja inzwischen ein großer Erfolg. Es passieren also schon gute Sachen, aber es dürfte sich ruhig noch mehr getraut werden.

Im Oktober feierst du deinen 40. Geburtstag. Wenn du zur Feier ein großes Festival veranstalten würdest, wo würde es stattfinden und wer würde spielen?

Depenbusch: Ich habe ein paar Mal auf einer Silvesterparty im Schauspielhaus gespielt. Da wurden die Sitzreihen abgeschraubt und die Leute haben überall getanzt: in den Logen, im Rang und auf dem Parkett. Dort würde ich feiern. Einladen würde ich Querbeet: alte Kollegen, die ihre Instrumente mitbringen müssen, und Jazz-Musiker aus Schulzeit. Dann würden wir eine große Jam-Session machen und einfach gucken, was passiert.

In einer ungewöhnlichen Location spielst du auch beim Schleswig-Holstein Musik Festival, und zwar im Lokschuppen. Was erwartet die Besucher?

Depenbusch: Ich dachte zuerst, das wäre ein alter Schuppen, aber das ist in Wirklichkeit ein sehr neuer Schuppen, und zwar die Werkshalle der S-Bahn Hamburg! Tagsüber stehen da die S-Bahnen drin. Für das Konzert werden sie raus gefahren und es wird eine Bühne aufgebaut. An dem Tag findet ja der G20 Gipfel statt. Keine Ahnung, was da los ist in der Stadt, aber das wird ganz bestimmt Thema sein.

Bei welchem Konzert würdest du im Juli selbst gerne auf der Gästeliste stehen?

Depenbusch: Bei Elton John am 8. Juli in der Barclaycard Arena, denn er ist ein großer Piano-Entertainer. Und dann noch bei Norah Jones am 13. Juli im Stadtpark, auch wegen des Klaviers. Ich erarbeite nämlich gerade mein neues Solo-Klavier-Programm und kann die Inspiration daher gut gebrauchen.

Hast du noch ein letztes Wort für die Hamburger Clubgänger?

Depenbusch: Geht raus! Immer nur Zuhause abhängen, ist langweilig. Einfach drauf los, auch ohne Plan vor die Tür und dann wird der Club euch schon finden.


ZUR PERSON

Anna Depenbusch wurde 1977 in Hamburg geboren. Vor ihrer Solokarriere sang sie unter anderem im Background von Orange Blue. Ihr 2005 veröffentlichtes Debütalbum „Ins Gesicht“ brachte ihr direkt eine Nominierung für den Deutschen Musikautorenpreis ein. Mit ihrem Auftritt bei „Inas Nacht“ erlangte Depenbusch 2010 größere Bekanntheit. Ihr viertes Album „Sommer aus Papier“ enthielt ein Duett mit dem damals noch unbekannten Mark Forster. Mit ihrem aktuellen Album „Das Alphabet der Anna Depenbusch“ erreichte die 39-Jährige Platz 31 der Deutschen Charts.


ZUR MUSIK

Auf „Das Alphabet der Anna Depenbusch“ kehrt die Hamburger Liedermacherin zu ihren Ursprüngen zurück. Nach einem reinen Klavieralbum und dem poppigen „Sommer Aus Papier“ präsentiert sie in den elf Songs wieder die volle Breite ihres musikalischen Könnens: zwischen Pop und Chanson, mal am Klavier und dann mit Big-Band-Besetzung Band. Dazu gibt es wortverspielte Texte über zwischenmenschliche Beziehungen, die jeden Song zu einer kleinen Kurzgeschichte machen.


ANNA DEPENBUSCH live

Datum: 8. Juli 2017 Ort: Lokschuppen der S-Bahn Hamburg

Uhrzeit: 20.00 Uhr

Tickets: ausverkauft

 

Datum: 24. Juli 2017 Ort: Kulturwerft Gollan

Uhrzeit: 20.00 Uhr

Tickets: ab 23,00 Euro

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